Besser spät als Nie – Rafael Bringmann

Es ist Ende Mai und die Saison hat für mich gerade erst angefangen. Es war bis jetzt nicht daran zu denken, auch nur eine Nacht ans Wasser zu kommen. Die Uni hatte Vorrang und so verbrachte ich meine Zeit mit der Nase in den Büchern, während es meine Freunde an die Ufer des riesigen Stausees zog.

Doch als es endlich losging, war alles sorgfältig vorbereitet. Ein guter Freund und ich hatten eine Stelle vorgefüttert, die wir uns schon im Jahr zuvor ausgesucht hatten. Sie lag am Ausgang einer großen Bucht und tief im Wald, wo uns so schnell niemand finden würde. Etwa 100ha Wasser lagen vor uns, welche ja nur einen Bruchteil des Sees darstellten. Egal wohin der Blick wanderte. Es gab nur Grün um uns herum. Der perfekte Platz, um den Alltag zu vergessen und die Saison zu beginnen. Wir entschieden uns am Anfang einen Mix aus Nasty Shrimps, Mussel Insect, selbstgerollten Fischboilies-für die wir alle frischen Zutaten bei Succesful Baits bestellten- und gemischten Partikeln zu füttern.

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Mit den Partikeln wollten wir auch kleinere Weißfische auf den Platz locken, um für ordentlich Bewegung auf dem Spot zu sorgen. Diese sollten dann wiederum die Karpfen auf den Spot aufmerksam machen, für welche wir noch Boilies gefüttert hatten. Wenn die Session dann näher rückt, wollte ich die Partikel vollkommen weglassen und nur noch Boilies füttern. So hoffte ich , dass die Karpfen hier weiter Futter finden würden und sich mit diesem vertraut machen könnten, während der Platz für Brassen und andere Weißfische uninteressant wird.

Als ich die Stelle das erste Mal in diesem Jahr befischte, war der Wasserstand noch ziemlich hoch, was wir nicht zuletzt dem ganzen Regen zu verdanken haben. Ich saß auf einem winzigen Vorsprung im Ufer und konnte so gerade mein Zelt und die Ruten dort aufbauen. Rechts und links von mir standen 2 große Büsche, welche zu 2/3 im Wasser verschwinden. Kaum 15m breit ist die Lücke dazwischen, in welcher ich meine beiden Ruten ablegen möchte. Das Ufer ist hier nicht ganz so steil, wie in den anliegenden Bereichen und aus der gesammelten Erfahrung an diesem See weiß ich, dass es genau diese Stellen sind, welche die Karpfen vermehrt aufsuchen und welche sich optimal dazu eignen meine Boilies anzubieten. Ich halbiere einen Teil der Boilies damit diese nicht gleich von meinem Spot rollen. Die Schnur lasse ich durchhängen und hinter meinem Inline-Blei montiere ich ein einfaches geflochtenes Vorfach mit einem Mussel Insect Wafter.

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Am zweiten Morgen machte ich es mir gerade vor meinem Zelt bequem und beschloss mir gemütlich einen Kaffee zu gönnen, während ich mich wohl oder übel damit abfinden musste, dass ich das nächste BLANK Kreuzchen in meinem Kalender einzeichnet sollte, als plötzlich eine meiner Ruten mit voller Wucht ablief. Ich sprang in Richtung meiner Rute, nahm diese auf und begann direkt Druck aufzubauen, um den Fisch nicht zu weit flüchten zu lassen. Sollte er auch nur ein paar Meter zu weit nach rechts oder links ziehen müsste ich direkt schwimmen gehen, um ihn wieder aus dem Holz zu holen. Das wollte ich absolut vermeiden! Es dauert einige Minuten, bis sich der Fisch das erste Mal vor mir im Wasser zeigte und ich war nicht schlecht überrascht als ich sah, was ich da gerade für eine gewichtige Schönheit über die Maschen meines Keschers führte.

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Der erste Fisch des Jahres und die Waage zeigte gleich 16 Kilo. Da muss ja doch wieder Einiges gepasst haben, damit es gleich so dick kommt. Ich mache die Fotos im Wasser, da am Ufer kein Platz ist und belasse es bei einem kurzen Video von Fisch, da ich mit 10 Sekunden Zeitauslöser nicht genug Zeit habe um ins Wasser zu springen und den Fisch zu heben….“Was solls?!“- dachte ich mir ließ ihn wieder zurück in sein Element.

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Da mein Kaffee mittlerweile kalt geworden war, entscheid ich mich mein Zeug zu packen, noch ein paar der guten Nastys in den See zu schmeißen und die Stelle wieder ruhen zu lassen.

Wie man sich vorstellen kann, war das nicht das letzte Mal an dieser Stelle. Mittlerweile ist es Ende August und ich habe fast jede zweite Woche eine Session an dem Spot verbracht. Mittlerweile füttere ich nur noch Nastys und habe schon diverse Male meinen Vorrat an Boilies auffüllen müssen, um den Fischen weiter Futter zu liefern. Die scheinen es mir jedoch zu danken und so konnte ich es schaffen, seit Beginn meiner Saison noch keine Nacht am Stausee zu blanken!

Das Jahr ist Gott sei Dank noch nicht vorbei und auch wenn am See vielleicht noch die ein oder andere Session mit einem Blank auf mich wartet war es schon jetzt die erfolgreichste Saison, die ich bisher am Stausee erlebt habe!

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Rafael Bringmann

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