Fische. Frösche. Freiheit.

Es ist schon eine längere Zeit, dass ich zum letzten Mal die Tastatur dazu nutzte um Gedanken in Worte zu fassen. Worte, die etwas auslösen. Gedanken, die beschäftigen. Zeilen, die nicht bloß eine Aneinanderreihung schlichter Worte bedeuten. Es sind die Gedanken, die kommen, wenn ein Glas Wein geleert und die letzten Sonnenstrahlen durch die mit schweren Tropfen verhangenen Blätter blinzeln. Ich sitze auf dem kargen Boden, direkt vor meiner Liege und genieße die letzten hellen Momente, um die vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen.

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Ein kleiner See. Ganz klares Wasser. Mit Krautfeldern und großen Brassen. Karpfen, die soll es hier auch geben, das weiss ich aus eigener Erfahrung. Doch den richtigen Lauf, sodass die Fische tatsächlich einmal in mehrfacher Stückzahl an den Haken gingen, hatte ich nie erlebt. Meine Zeit an diesem war normalerweise schon längst abgelaufen, hatte ich ihn vor Jahren schon als Kleinfischloch abgestempelt.

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Ich kehrte dem kleinen Krautloch lange den Rücken, schaute nur gelegentlich mal nach dem Rechten. Ja, nach dem Rechten, das kennt ihr sicher! Hin und wieder ließ ich einen kleinen, sagen wir fingerlangen, Gummifisch durch Flachwasser hüpfen. Auf ab, auf ab – batz. Fun pur. Doch wenn nach ein paar wenigen Versuchen mal kein Stachelritter an dem künstlichen Köder Interesse gefunden hatte, saß ich schnell wieder im Auto. Tja, so ist das mit der Geduld. Mittlerweile bin ich meiner inneren Stimme nachgekommen und wollte es in diesem Jahr doch noch einmal probieren. Zunächst fischte ich auf die sensible Tour.

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Kleine Pellets, wenige Boilies, etwas Fischöl, das ganze im PVA-Säckchen angeboten. Das sollte es richten. Die Taktik änderte sich, nachdem sich das Wasser etwas erwärmt hatte. Nächte mit mehr als einer Brasse, wollte ich mir bei wärmeren Wasser nicht mehr geben, zumal ich eine meine Ruten nach jeder Aktion neu in eine relativ kleine krautfreie Zone werfen musste.

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24 mm CALAfrutti Boilies kamen fortan zum Einsatz und zeigten einmal mehr, warum die selektive Angelei mit großen Boilies so erfolgreich sein kann. Keinerlei Weissfische trauten sich mehr an meine Haken. Nachdem ein oder anderen guten Fisch erlebte ich eine besondere Nacht. Ich fing während der Nacht zwei relativ normale Spiegler. Eine super Nacht. Wobei ich schon nach dem Fang des zweiten Fisches wusste, dass ich es sicher nicht pünktlich zum Frühstück nach Hause schaffen werden.

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Meine Freundin wird es mir hoffentlich verzeihen. Wenn es zur Mittagszeit wird, sollte es passen. Sie liebt meine Pünktlichkeit. Ich wollte mir also einen schönen Morgen am Wasser gönnen. Einen Kaffee trinken und dem Tag beim Erwachen zu schauen.

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Karpfenangeln kann so schön sein. Und das Besondere daran, es ist so klein. Es ist bloß das Warten auf einen Biss und trotzdem vermittelt es ein Gefühl, das mir bisher nur wenige andere Dinge bringen konnte. Es ist das Überlisten. Das Auslegen von Ködern und das Funktionieren vorheriger Überlegungen, die am Ende zum Fang dieser wunderbaren Kreaturen führen. Das Schöne am Karpfenangeln du kannst noch so viel Geld haben, du kannst das beste Tackle besitzen, die teuersten Bissanzeiger die dicksten Statussymbole.

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Du kannst dir jedes Jahr eine komplett neue Ausrüstung kaufen und zeigen, was du hast. Doch beeindrucken wird es mich nicht, denn am Ende spielt dies alles keine Rolle. Der Fang von Karpfen resultiert aus dem Verknüpfen von Fähigkeiten. Dem Kombinieren von Erfahrungen und Addieren von Erlebnissen. Karpfenangeln lebt von dem, was euch keiner nehmen kann – von schönen, erfolgreichen und weniger erfolgreichen Stunden am Wasser.

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Zurück zu meinem herrlichen Morgen. Die Sonne scheint und ich beginne schon langsam meine Sachen zu packen. Ich klappe meine Liege zusammen und löse die Schraube der Schirmstange. Im Nu liegt alles bereit zur Abfahrt. Doch gehen will ich noch nicht. Ich verharre auf einem kleinen Sitzkissen und genieße ein paar Schlücke Kaffee aus meinem Becher.

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Ich musste gerade die Tasse abgestellt haben als ein einzelner leiser Ton erklingt. Ich schrecke auf. Als ich beobachte, wie die Schnur der rechten Rute zuckt und erneut der Hanger ein kleines Stück nach oben bewegt wird, stehe ich auf. Im selben Moment erschrickt der Fisch auf meinem nur 1 Meter tiefen Spot. Sofort schlägt eine große Schwanzflosse aus dem Wasser. In spektakulärer Weise taucht der Fische ab. Kurz tobt er noch in der direkten Nähe von meinem Spot, um dann die Flucht ins tiefere Wasser anzutreten. Der Fisch beeindruckte mich anfangs sehr und zeigte einige starke Fluchten, doch je länger der Drill andauerte, desto geringer wurde seine Ausdauer.

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Der Grund dafür war schnell gefunden. Denn als ich den Fisch zum ersten Mal im klaren Wasser sehen konnte, fielen mir fast die Augen aus. Der Fisch war in seinen Ausmassen eigentlich recht sportlich, doch sein Bauch war so unfassbar fett, dass dem Fisch schnell der Sauerstoff ausging und er sich geschlagen geben musste. Schon beim zweiten Versuch, stand der wohl größte Fisch des Sees in meinem Kescher. Ich freute mich wahnsinnig, hätte ich mit solch einem Fisch hier doch nie gerechnet. Gehofft hatte ich heimlich drauf!

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Der Fisch war die Bestätigung für meine Hoffnung und einmal mehr ein Beweis, dass kleine Seen mit großem Krautvorkommen dicke Fische produzieren können. Für mich bildete dieser Fisch den Höhepunkt meiner frühsommerlichen Angelei, denn kurz danach musste ich mich mal wieder twelve ft. widmen und die mittlerweile >>erhältliche Ausgabe 8<< in die Produktion schieben….

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