Karpfenangeln lebt von Vielfalt, sei es bei den Gewässern, Bedingungen oder den Strategien. Der Teufel liegt im Detail, ein altes Sprichwort was hier nahezu perfekt trifft. Flexibilität wollte ich in meinem Vorgehen für mich persönlich neu definieren, aus gewohnten Vorgehensweisen ausbrechen und mit meiner wenigen zur Verfügung stehenden Zeit bestmöglich nutzen…
Die ersten Sonnenstrahlen
Zuhause hatte ich keine Möglichkeit an flachen Gewässern die Fische im erwärmenden Flachwasser anzuangeln. Klassisches Frühjahrsangeln eben, doch bei unseren tiefen Baggerlöchern kaum möglich. Durch mein Netzwerk in Frankreich hatte ich die Möglichkeit vier Nächte an einem sehr schwer zu beangelnen See zu verbringen. Hier war ich die Jahre zuvor schon einige Male und kannte die dort vorzufindenden Bedingungen. Hook & Hold Angeln von feinsten! Ich setzte hierbei auf die Wettervorhersage mit 15° Tagestemperaturen und Sonne pur, mit der Hoffnung das die ersten Sonnenstrahlen des Jahres die Fische im Holz aktiv werden lassen. Irgendwann müssen die Fische nach dem langen Winter anfangen Nahrung zu sich zu nehmen. War das der perfekte Zeitpunkt?


Ich setze hierbei auf kleine Pellets und Ferminello Boilies, die ich durch eine Crusher gejagt hatte, um den ,,Up & Down‘‘ Effekt in der Wassersäule zu animieren. Die Spods am Holz sind alle zwischen 1,0 Meter bis 2,0 Meter tief, eigentlich eine gute Tiefe für das zeitige Frühjahrsangeln oder? Geangelt habe ich mit 14mm Coated Hookbaits und kleinen gelben Pop Ups aus der ID2 Serie, an nadelscharfen Kamakura Krank in Größe 6. (Widerhaken andrücken Pflicht!)


Vier lange Tage ausharren und warten, hoffen und grübeln waren am Abreisetag vergessen, das Beste kommt bekanntlich zum Schluss! Ein Schuppenkarpfen mit 29.5kg gefolgt von einem Mitfresser auf der anderen Rute, die nur wenige Meter nebeneinander am Holz gelegen haben. Ein genau solches, kurzes Zeitfenster abzupassen war das Ziel, mit großem Erfolg. Kurz vor Abreise hat wohl die Frühjahrsonne, die Fische wachgerüttelt und mit meiner Qualität das Ganze auszusitzen wurde ich letztendlich belohnt. Welch ein Start in das Angeljahr!

Weitwurfangeln am Zeilersee
Ende April hieß es dann ,,Domain du Frene‘‘ und die Vorfreude war meinerseits riesig! Eine Woche Angeln verbunden mit Urlaub. Die Taktik war hier zu Beginn klar, Weitwurfangeln auf 32-36 Rutenlängen, also bis zu 130 Meter. Eine Technik die ich bei mir Zuhause nie anwenden muss. Es hieß wieder auf die vor Ort herrschenden Bedingungen einstellen und sein Tackle bestmöglich im Vorhinein darauf abstimmen.

Mit meinen Korda Kaizen Platinums in 12ft 3,5lbs war dies mit wenig Übung zum Glück kein Thema. Geangelt habe ich die Woche über durchweg mit Wafter in 18mm und kleine ID2 Pop Up´s die sich zu der Zeit noch in der Testphase befunden haben.


Mit dem Wurfrohr stickte ich ein Futterfeld in der Größe eines Tennisplatzes. Hierbei setzte ich auf Ferminello Boilies in 18mm und Scoberry Boilies aus einer Sonderproduktion in 14mm. Visuell auffällige Boilies weit gestreut, zwangen die Fische weite Bewegungen bei der Futteraufnahme zu machen. Diese Taktik spielte mir perfekt in die Karten!


Jeder der schonmal eine ganze Woche solche Distanzen werfen musste, kann sich meinen körperlichen Zerfall vorstellen. Von Fisch zu Fisch, von Fütterung zur Fütterung wurden die Arme weicher und wabbeliger. Hier merkte Ich, dass einem einfach die Technik zu der ganzen Methodik fehlt. Belohnt wurde ich dennoch mit atemberaubenden Fischen die unterschiedlichen nicht sein konnten.


Frankreich im Hochsommer
Nach dem Familienurlaub Ende Mai war ich dieses Jahr etwas planlos und wusste nicht so recht wo es mich angeltechnisch hinziehen sollte. Zuhause an den tiefen Baggerseen zog sich das Laichen wieder über mehrere Wochen und eine gute, für mich passende Alternative musste her. Mit dem Wissen, dass sich das Laichen bis Ende Juni hinziehen kann, war dies für mich das Kriterium nicht Zuhause angeln gehen zu wollen. Frankreich war eine Alternative, bekannt aus den letzten Jahren im Sommer. Aber es gab ein Haken, ich musste mir hierzu privat etwas Zeit freischaufeln, alles gar nicht so einfach mit Job- und Familie.


Scoberry + Ferminello in 18mm als Freezervariante waren in der Tiefkühltruhe bereits startklar. Danke an die Jungs aus der Halle! Das Wurfsetup frisch montiert, konnte es auch schon losgehen. Drei ganze Tage hatte ich unter der Woche Zeit, mein Angeln so erfolgreich wie möglich zu gestalten. Das Wetter spielte mir perfekt in die Karten und es schien mir alles frei von der Hand zu laufen. Eine top Session!


Auch hier nutze ich wieder die Taktik ein weitgestreutes Futterfeld anzulegen. Zentral auf jede meiner drei Ruten fütterte ich 10-12 Spombs und mit dem Wurfrohr stickte ich im großen Stil die Boilies. Meine Boilies für die Spomb pimpte ich mit dem neu im Shop erhältlichen ,,PURE BEEF‘‘ Rinderleberhydrolysat. Eine wahre Waffe sagt ich euch, probiert dies einmal aus, ihr werdet begeistert sein. Die Taktik auf Scoberry (werden extrem weiß nach wenigen Minuten im Wasser) und den Ferminello war anscheinen Gold richtig! Die Fische standen auf dem großflächigen angelegten Spod.


Zurück am heimischen Baggersee
Drei Wochen Kindergarten geschlossen, welch eine große Hürde das auf sich hat muss ich keinen Eltern in derselben Position erzählen. Matteo, Simon und meine Wenigkeit wollten davon eine Woche gemeinsam am heimischen Baggersee überbrücken.

Matteo und ich konnten die Mittagszeit und Mittagshitze nutzen, um die Ruten rauszudrehen und nach Hause zu fahren. Chillen im kalten, Duschen, kalte Getränke trinken, frische Lebensmittel in die Kühlbox einladen und gegen Abend wieder am See ankommen, da wo Simon die Stellung gehalten hat. Ideal mit Kind auf eine gute Infrastruktur zurückzugreifen zu können. Sicherlich kann ich mir mein Angeln stressfreier vorstellen, aber es ist schon das Interesse mit seinem Sohn zu teilen. (mal sehen wie lange noch…)
Neben unzähligen Weißfischen in dieser Woche und etlichen ,,sinnlosen‘‘ Bootsfahrten konnten wir auch ein paar wenige hart erkämpfte Karpfen fangen.



Der Fokus lag in den Abendstunden und darin die Ruten auf den sehr penibel vorbereiteten Futterplätzen abzulegen. Ich wollte diese Woche nutzen sehr unauffällige Hakenköder zu angeln und variierte immer wieder mit Köder, Haken und Rig.


Gerade dann, wenn altbewährte Methoden nicht mehr zu greifen scheinen, darf man oftmals den Kopf nicht in den Sand stecken und an seine Taktik, Futter und Rig glauben, denn bekanntlich kommt das dicke Ende zum Schluss. Sollte ich recht behalten?
Das Wetter wurde in der Woche immer konstanter und der Luftdruck pendelte sich bei 1020MPa ein. Es war 11:00Uhr am vorletzten Angeltag, wir waren gerade dabei das Frühstück wegzuräumen, da rannte meine linke Rute los. Matteo der gerade am Boot war, hörte den Biss zuerst und rief ,,Papa Biss!‘‘ Rute aufgenommen und ab mit allen Männern ins Boot und dem Fisch in die Ferne entgegen. Meine Kaizen Green war Krumm und der Fisch stand gut unter dem Boot. Im kristallklaren Wasser sahen wir den Fisch ruhig seine Bahnen schwimmen. Matteo war fasziniert und freute sich wie selten zuvor, so lange haben wir auf diesen gemeinsamen Moment gewartet… Als der Fisch nach wenigen Minuten Drill im Kescher lag waren wir alle Happy und erleichtert.

Abwechslungsreich war mein Jahr bisher, das erhält die Motivation und stellt einen oft vor neue Herausforderungen. Ich persönlich brauche genau das und bin gespannt, wie das Saisonfinale verlaufen wird. Aktuell plane ich gerade einen neuen Trip, doch dazu ein anderes Mal mehr.
Bleibt Mobil, Gesund und stabil im weiteren Verlauf eures Angeljahres
Euer Marc Fähnrich
 
                        

 
              
                         
              
                        