Der Erste ….

Jedes Jahr auf’s neue … man freut sich endlich den ersten Fisch auf die Matte zu bekommen … dieser Moment ist und bleibt immer noch etwas Magisches!

Das ist der Fisch nach dem man sich nach langer Pause so sehr sehnt. An den man denkt wen draußen die Seen zugefroren sind, man sich mit Lektüre und Zeitschriften solange über Wasser hält, bis endlich der Tag gekommen ist das man wieder raus kann.

Früher war es immer ein kleiner Wettbewerb unter meinen Angelkollegen und mir, wer im neuen Jahr den ersten Fisch fängt. Da war es wie ein Startschuss an manchen Gewässern, wenn die Papiere verlängert waren und man nach der Versammlung endlich wieder Angeln durfte.

Mittlerweile braucht es bei mir jedoch etwas länger, trotz der milden Witterung, um wieder einmal ein paar Stunden am Wasser verbringen zu können. Arbeit und Familie nehmen einen immer mehr in Anspruch, sowie die Dinge die man sich auf der Arbeit freiwillig nie antun würde.

Man nimmt sich am Anfang des Jahres so viel vor, was man alles gerne realisieren möchte, aber das Jahr ist schneller wieder vorbei als man denkt. Wenn man denn einmal Resümee zieht, stellt man mit erschrecken fest, dass die frei Zeit mit zunehmendem Alter immer weniger wird. Zumindest weiß ich jetzt warum die Rentner immer jammern das sie keine Zeit hätten!

Diesen Winter, wenn man das Winter nennen darf, ist die milde Witterung jedoch ein Grund es doch einmal früher zu versuchen.

Bei meinem ersten Rundgang um den See juckt es schon wieder ordentlich in den Gliedern. Beim ersten Messen der Wassertemperatur jedoch kommt schnell die Ernüchterung zurück. Bei 6° bleibt der Zeiger stehen, nicht wirklich gute Voraussetzungen um den ersten Karpfen zu überlisten.

Wäre da nicht diese verfluchte jucken, es könnte ja doch was gehen, egal, wenigstens einen Versuch wollte ich Starten. Selbst wenn nix geht hat die liebe Seele erst mal wieder Ruhe.

Im alten Jahr hatte ich mir noch ein paar neue Methodbleie zugelegt die ich gerne einmal ausprobieren wollte. Muster für neue Pellets und Liquids stehen auch noch fertig zum Gebrauch im Keller.

Fest und Flüssig ... für kaltes Wasser eine gute Kombination!

Muss ja nicht direkt das ganze Wochenende sein, das man am Wasser verbringt, einige kurze Ansitze nach Feierabend können auch sehr erfolgreich sein.

Somit ist der Plan gefasst, am Wochenende wird die Stelle an der ich fischen will ein wenig vorgefüttert, und unter der Woche nach der Arbeit ein paar Stunden am Wasser verbracht.

Eine knappe Stunde bis es dunkel wird sollte reichen um alles aufzubauen, um danach zum gemütlichen Teil übergehen zu können.

Da ich im Winter auch gerne mal auf Hecht und Zander fische, habe ich mir für meine Gasbuddel ein Heizstrahler zugelegt. So spare ich mir den Schirm und die Nase bleibt trotzdem warm.

Bei dem gematsche im kalten Wasser mit Spinnrute und Köderfisch kann es sehr angenehm sein wenn man sich daran eimal kurz die Hände aufwärmen kann. Auch nasse Socken kann man dort gut trocknen, oder sogar Kaffe darauf kochen wenn es sein muss.

Meine Futtertaktik ist in der kalten Jahreszeit ist ebenfalls etwas anders als normal. Früher habe ich immer ganz gerne auf Hanf und Weizen zurück gegriffen. Mittlerweile gibt es jedoch sehr gute Pellets mit niedrigem Ölgehalt, welche wunderbar Liquids und andere flüssige Zusatzstoffe aufnehmen. Der Vorteil, sie haben eine sehr hohe Lockwirkung und sättigen den Fisch nicht unnötig.

Eine Bunte Mischung aus Miniboilies und unterschiedlichen Pellets ... diese habe ich einen Tag vorher noch mit Liquid übergossen.

Die Wahl meiner Köder fällt auch etwas anders aus, ich verwende in der kalten Jahreszeit gerne Boilies mit wesentlich kleineren Durchmessern. So muss der Fisch länger suchen um satt zu werden, und sie sind leichter mit in die Methodbleie einzukneten.

Die kleinen heißen Kugeln sollten ihren Zweck erfüllen ....

Als ich montags endlich Feierabend hatte war der erste Weg ab zum See. Ich hatte wieder dieses komische Gefühl im Bauch, sind die Fische schon aktiv, hast du wieder irgendwas Zuhause vergessen!

Am See angekommen der erste Schock. Mein vorgefütterter Platz war voll mit Reiherenten!

„Na Super … da weiß ich zumindest wo mein Futter geblieben ist“.

Fazit, in den 4 Stunden die ich meine Boilies gebadet habe nicht ein Zupfer.

Sonntag bließ noch ein schöner milder Süd-West genau auf das Ufer an dem ich Fische, heute jedoch noch nicht einmal der Hauch von einem Lüftchen. Vielleicht auch ein Grund warum sich nichts getan hat.

Ich will es Morgen nochmal versuchen, kann doch nicht sein das garnix geht.

Welche Strategie verfolge ich am besten? Ich will die Fische nicht satt füttern hab aber leider den unkalkulierbaren Faktor „Ente“ den ich mit in die Rechnung aufnehmen muss. Lösung; was kleines Unauffälliges füttern und hoffen das die Kostgänger daran die Lust verlieren. Früher hab ich immer zu dicken Pillen gegriffen, getreu dem Motto „Die Bollen bleiben denen im Hals stecken“. Leider aber keine gute Lösung, den egal wie groß, solange was gefunden wird bleiben die Biester weiter aktiv.

Tod oder Teufel, entweder geht der Plan auf oder ich hab wenigstens alle Beteiligten gut satt bekommen!

Morgen wird sich zeigen ob die Idee von Erfolg gekrönt wird.

Der nächste Feierabend naht, heute muss es einfach klappen. Wieder diese Ungewissheit, hab ich es gestern vielleicht übertrieben?

Am See angekommen mein erster Blick wandert auf meinen Platz, weit und breit keine von den weißbauchigen Futtervernichtern zu sehen.

Gut, entweder sind alle satt, oder aber da unten bewegt sich vielleicht was Größeres.

Der See liegt wieder wie ein Spiegel vor mir, die Oberfläche verrät keine Anzeichen davon was sich vielleicht ein paar Meter tiefer im Wasser abspielt.

Flugs habe ich die Ruten montiert … die Pellets von gestern nochmals mit etwas Liquid befeuchten und ab damit bei die Fische.

Meine Montagen sind relativ einfach gehalten, die Rigs sind ca. 8-10cm lang und am Ende sitzt ein kleiner Wide Gap in Größe 8. am Haar, entweder ein 14mm Schneemann als „Red Hot“ doppel oder 2 Minniboilies + einen 12mm Popup am Ende. Das Ganze verstecke ich mit im Methodblei damit es kompakt auf dem Boden ankommt.

Nach einer Stunde bekomme ich einen leichten Zupfer an meiner linken Rute, die ich in einem tieferen Bereich abgelegt hatte.

Ich habe meist eine Rute relativ flach (ca 3mtr) abgelegt und die andere etwas tiefer (ca. 4-5mtr). Damit hoffe ich irgendwie die Tiefe zu erwischen in der die Fische sich gerade aufhalten.

War das ein Fallbiss oder doch nur ein Schnurschwimmer?

Egal, Fisch scheint am Platz zu sein und die Zuversicht steigt. „Na vielleicht bekomme ich ja doch noch einen Biss“.

Alles wieder zurück in die Startposition, jetzt erst mal einen guten Kolumbianischen Kaffe von Onkel „Johnny Valdez“.

Stark und heiß ... das weckt die Geister 🙂

Ich hatte den zweiten Schluck noch nicht ganz unten, da rauscht der Bissanzeiger ohne eine Vorwarnung ab als gäbe es kein Morgen mehr. Von wegen bei Kälte werden sie zögerlich!

Der Becher fliegt irgendwo hin, ich nehme die Rute auf und brauche eigentlich nur gegen zu halten. Der Fisch dampft Schnur stracks das Ufer lang, genau in die Richtung einiger großen Äste die dort im Wasser liegen. Was nun, zu viel Druck wollte ich nicht machen, da ich recht feines Zeug drauf hatte. Also lassen wir doch einfach mal kurz locker. Dieser Trick hat mir schon ein paar Mal den Fisch gerettet, sobald kein Gegenzug mehr kommt wissen die Burschen nicht wo sie hin sollen. Das kostet allerdings in dem Moment schon mal Nerven. Und man glaubt es kaum, der Kollege am anderen Ende reagiert genau nach Vorschrift. So nun wieder Kontakt aufnehmen und langsam in Richtung Kescher dirigieren. Noch will er nicht und bleibt tief an der Kante vom Ufer stehen. So langsam merke ich aber wie die Gegenwehr erschlafft, der erste Blick im Schein der Kopflampe „es ist ein Schuppi … und nicht gerade ein Satzei … Juhu“.

Der Erste ... it's a kind of magic

Glücklich und zufrieden geht es an die Heimreise, denn Morgen ruft ja wieder die Arbeit. Gerne wäre ich noch bis zum nächsten Morgen geblieben, um zu sehen ob noch was geht. Aber man soll ja bekanntlich immer denn aufhören wenn’s am schönsten ist. Auf jeden Fall …“ich hab Ihn“ … den ersten im Jahr! Heute Abend werde ich wieder ruhiger schlafen, bis mich das Fieber wieder packt!

Grüße aus dem warmen Westen

Marcus

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