Der (manchmal) perfekte Zeitpunkt III

Der Neustart

Um meine Saisonhälfte noch etwas retten zu können und doch noch den ein oder anderen Dicken zu fangen, entschied ich mich für einen meiner Baggerseen, die ich schon länger befischte, allerdings nur sporadisch, wenn ich mal die Zeit dafür hatte. An diesem See hatte ich immer eine unglaubliche Pechsträhne. Immer, aber wirklich immer, wenn ich da gewesen bin, blanke ich. Einmal durch ein großes Fischsterben, einmal kam die Laichzeit dazwischen und sonst auch hatte ich nie die optimalen Bedingungen, einfach Pech! Ich dachte schon, dass ein Fluch auf mir liegt. Es konnte ja nicht wirklich sein, dass man bzw. ich dort nichts fange! Das wollte ich ändern und mal gezielt dem Fluch entgegenwirken.

Instand zum Erfolg?

Da dort sehr hoher Angeldruck herrscht, entschied ich mich gegen einen Futterplatz und wollte die Fische überwiegend instand fangen. Mein Plan war, durch Fallenstellen mit hochqualitativen Futter und guten Spots die Großen des Sees zu fangen. Die Spots suchte ich nach Fischaktivität und Wetterbedingungen aus. Jedoch waren die Fische oft in einem Areal wo mehrere Spots zusammenlaufen. Diese Stellen waren der Dauerbrenner. Dementsprechend hatte ich mich dort niedergelassen. Mein Futter bestand aus Groundbait, Partikeln, Pellets und natürlich Boilies. Ich verwendete bewusst unterschiedliche Sorten von Session zu Session, damit ich relativ viel Abwechslung an den Plätzen hatte. Die Reste von der vorherigen Session mischte ich mit der aktuellen Sorte. Ich fischte die Krill BP, Nasty Shrimps, Mussel Insect und die Seafoods von Successful-Baits. Zu jeder Sorte jedoch kamen ein zwei Hände Scoberrys in 14 mm als Eyecatcher hinzu.

Als Hakenköder verwendete ich gepimpte Scoberry Wafter mit einem 12mm „Goo“ Wafter am Terry Hearn Rig, „The Parrot Rig“ genannt oder am Sliding-D-Rig. Und natürlich Pop-Ups mit Goo getränkt am Hinged-Stiff-Rig. Meine gelbeibten Teigbleie mit den Teigen und Paste kamen natürlich auch zum Einsatz! Partikel fischte ich überwiegend austariert am Sliding D-Rig mit zwei Tigernüssen! Die Boilies und Partikel fütterte ich relativ großflächig über den Spot.

Einfach Angeln!

Während ich mit dem Trolley zum See rollte, spürte ich, dass ich hier richtig war. Den Ekelsee hatte ich hinter mir gelassen und nun freute ich mich auf neue Ufer, neue Fische und natürlich auf viele geile Stunden am Wasser! Kaum am Spot angekommen zeigten sich die Fische fast im 5-Minuten-Takt. Hier war ich genau richtig! In voller Erwartung baute ich mein Tempest auf und beköderte routiniert meine Rigs, bis diese dann schließlich Richtung Horizont flogen!

Ich habe nicht wirklich viel erwartet, einfach Angeln eben! Als ich wenig später die ersten Schnurschwimmer hatte wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis einer sich den Scoberry Wafter einsaugt und zuverlässig hakt. Ich hatte in der ersten Session 7 Läufe mit Fischen bis knapp 18 Kilo und das instand!

Was will man mehr?! War mein „Fluch“ nun gebrochen oder war die Session eine Eintagsfliege?! Die Zeit sollte es zeigen.

Ist der Fluch nun vorbei?

Das Wochenende darauf rollte mein Access Barrow wieder Richtung See. Für den Spot wollte ich mich kurzfristig festlegen. Allerdings steuerte ich denselben an, wie die Woche zuvor, denn ich vermutete, dass die Fische sich noch immer in diesem Areal aufhalten.

Während des Aufbaus sprangen die Fische wie wild vor mir überall im See. Kennt ihr das, nach etlichen Jahren des intensiven Karpfenangelns kann man es immer noch kaum erwarten, bis die Ruten im Wasser sind? Ich finde das richtig krass, wie sehr so ein Hobby einen antreiben kann.

Deshalb bin ich auch immer mega schnell am See und mega schnell einsatzbereit. So auch an diesem Tag. Völlig durchgeschwitzt warf ich endlich Scoberry Wafter auf den Spot. Und siehe da, die Rute lief keine 2 Stunden später los. Die nächsten Wochen lief es einfach so, wie es begonnen hatte. Ich konnte die Anzahl an Läufen noch steigern, auf bis zu 10 Läufe am Wochenende.

Ein Spiegler wie ich sie liebe!

Das ist ein Top Ergebnis für einen Standard-Baggersee.

Freitag der 13!

Es war wieder soweit, Freitag der 13.! Letztes Jahr an diesem Datum stand ich in der Nacht zum Samstag mit einer krummen Rute am See und Drillte, als die zweite Rute auch noch loslief! Ich kescherte wenig später zwei Vierziger.

Vierziger Doppellauf, das werde ich nie vergessen. Genauso wenig, wie diesen Freitag den 13. Eine Nacht vor Vollmond bei 1030 hPa, als ich einen direkten Lauf bekam. Ich nahm die Rute auf und der Fisch zog unaufhaltsam Schnur von der Rolle. Ich wusste, jetzt ist was richtig dickes Wütendes am anderen Ende der Schnur! War es vielleicht ein großer Waller? Nach gefühlten 30 Minuten kam der Fisch das erstemal in den Kopflampenkegel! Boaaa, was ein Monster. Mein Körper schüttete sofort Adrenalin aus. Ich stand da, bangte und zitterte. Was ein krasses Gefühl! Der erste Kescherversuch scheiterte, weil der Kescher in Ästen/Dornen am Ufer hängengeblieben war. Der Fisch drehte ab und verschwand wieder für 5 Minuten im See. Letztendlich konnte ich ihn im vierten Anlauf keschern, was ein „Kescherkrimi“! Die Zeit zwischen Kescherversuch und Kescherversuch kam mir wie eine Ewigkeit vor und noch mehr Adrenalin wurde freigesetzt! Doch schließlich landete das Monster in den Maschen meines EQ Landing Net! Wow was für ein Fisch! Als ich ihn in die Matte heben wollte wusste ich sofort, dass der Fisch deutlich über der magischen Marke liegt! Ich war mega happy und total geflasht! Ich bin auf Freitag den 13. 2020 gespannt 😀

Das Monster in seiner vollen Größe. Ist das ein geiler Fisch!

Der Herbst

Die Nächte wurden länger und kälter. Ein Großteil der Angler verstecke sich vor dem warmen Kamin als vor den Banksticks. Zeit, etwas Futter im Vorfeld einzubringen. So fütterte ich jeden zweiten Tag Nasty Shrimp Scoberry und Partikel mit etwas Groundbait. Und so konnte ich meine Fänge relativ konstant halten. Über einen Fisch freute ich mich sehr. Es war ein sehr alter Schuppi, gezeichnet vom Leben den kaum ein Lokal kannte.

Ein richtig alter Recke!

Im Winter kommen manchmal Fische, die relativ selten oder sonst gar nicht gefangen werden. Ich hatte Bock auf den Herbst. Es ist eine grandiose Jahreszeit, in der ich gerne fischen gehe. Ich hatte vor, solange zu fischen, wie es nur ging. Anfang Dezember kamen dann doch leider andere Verpflichtungen dazwischen. Ob Frühjahr, die Hapunierer oder den großen Unbekannten, den perfekten Zeitpunkt trifft man immer wieder. Ob im Verlaufe eines Angeljahres oder einer Angellaufbahn, also wenn es mal nicht so laufen sollte nicht den Kopf hängen lassen! Und wenn der perfekte Zeitpunkt mal nicht eintrifft, ist es auch nicht schlimm den das ist Angeln!

 Ich wünsche euch allen ein gutes fischreiches Jahr 2020. TL Christoph Mühl

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