Durchbeißen Part 2

Durchbeissen Part 2
„Was ist n das bitte für ein Wetter?“ Kopfschüttelnd betrachte die das Miniatur-Flußdelta, dessen braune Fluten sich unter meiner Liege ihre Wege bahnten. Es regnet jetzt mehr oder weniger ununterbrochen seit 20 Stunden. Entsprechend meines Platzwechsels ist ein Großteil des Tackle nass.
Auch wenn man sich in solchen Momenten fragt, ob solche Unannehmlichkeiten es wirklich Wert sind, bin ich froh, dass die Montagen nun zu meiner Zufriedenheit liegen. Von hier aus kann ich in unmittelbarer Nähe zum Ufer eine etwas tiefere und krautfreie Rinne befischen, von der ich hoffe, dass sie auf der Zugroute der Fische liegt.
Ich blicke auf die mit dicken Tropfen behangene Hauptschnur. Gerade bei solch ufernaher Angelei ist es mir wichtig, die Schnur extrem „slack“ zu fischen. Liegen die Hanger auf dem Boden und die Schnur in üppigen Bögen in den Ringen, kann ich mir sicher, dass die schwere Schlagschnur in voller Länge am Grund liegt und somit so wenig störend ist für die Fische, wie möglich.
In dieser nassen Nacht sollten sich die schlaffen Schnüre noch 6 oder siebenmal spannen, der Hanger unter den Blank wandern um kurz darauf wieder 3-4 cm nach unten zu Fallen. Die Brassenbande hatte den Futterplatz unter ihre Kontrolle und mich um meinen wohlverdienten Schlaf gebracht. Erst um halb zehn in der Früh verirrte sich dann endlich der erste Zielfisch an meine Montagen… Mit 6 kg wohl einer der kleinsten Fische des Gewässers.
Brassen, Brassen, Brassen... Need some sleep

Brassen, Brassen, Brassen…. Need some f****** sleep…

Aber das sollte mir reichen. Ich hatte Zeit, Futter und für den Moment keine Alternative. Es war ein ungewohntes Gefühl, in den nächsten Tagen reichlich Futtermengen geschultert ins Auto zu steigen, so ganz ohne Ruten.
In den vergangenen Jahren hatte ich nämlich aufgrund der Tatsache, dass ich in Münster wohnend mein Angeln weiterhin in der niederrheinischen Heimat betrieb, nicht die Möglichkeit gehabt, einen längerfristigen Futterplatz zu etablieren. Mittlerweile war mir die Instant-Angelei mehr oder weniger in Fleisch und Blut übergegangen. Allerdings hatte ich nicht vergessen, welche Vorzüge ein sorgfältig vorbereiteter Futterplatz haben kann. Ich wollte nun nichts mehr dem Zufall überlassen.
Als ich nach einer Woche dann das erste Mal die Montagen auf das Futter pendelte, konnte ich mir ein euphorisiertes Lächeln nicht verkneifen.
Um es kurz zu machen… Nix ging, nichtmals die Brassengang ließ sich blicken….
Des Morgens diskutierte ich mit den Jungs, wie ich nun weiter vorgehen könnte. Wir kamen zu dem Schluss, dass eine solche Blanknacht nicht überbewertet werde dürfe. Insbesondere die starken Luftdruckschwankungen könnten für den Misserfolg verantwortlich gewesen sein. So hielt ich den Platz weiter unter Futter, wobei ich allerdings die Mengen leicht reduzierte.
Nach vier weiteren Futterrationen hieß es dann, gleiche Stelle, gleicher Ort… Letzte Chance!

Sollte ich mich dermaßen getäuscht haben?

Sollte ich mich dermaßen getäuscht haben???

Um es kurz zu machen, auch am nächsten Morgen erwachte ich mit diesem unangenehmen Gefühl einer ruhigen Nacht im Bauch. Sollte ich mich bei der Stellenwahl tatsächlich derartig getäuscht haben???
Zu weiteren Grübeleien blieb allerdings keine Zeit… Endlich, endlich der ersehnte Vollrun…
Nach einem heftigen Fight glitt der langgezogene Schuppi sicher ins Netz. Ein Krill-Liebhaber der feinsten Sorte.

Charakterschuppi knapp unter der magischen Marke... Jetzt sind sie auf dem Futter angekommen...

Plötzlich waren sie da, und zwar die Muttis….

Die Fische standen jetzt voll auf dem Futter und ich konnte endlich ernten, was ich zu sähen ersehnt hatte.
Dabei ist es wichtig in solchen Momenten nicht die Beherrschung zu verlieren. Auch wenn es schwer fällt, sollte man den Platz jetzt nicht überfischen. Nach Möglichkeit befische ich den Platz seit dem ca. 1-2 Nächte die Woche und fütter in den restlichen Tagen weiter. Das lässt den aufkommenenden Argwohn der Fische nicht in kritische Maße steigen und ist somit unerläßlich für den konstanten Erfolg.
Auch wenn es richtig knallt, man sollte sich der Gier erwehren... Viel Fütern, mäßig fischen lautet die Devise...

Ich hatte fast vergessen wie viel Spass es macht, auf Futter zu angeln.

So jetzt muss ich aber los die Futtereimer leeren, ein paar Mammis würd ich gerne noch abgreifen, bevor sie sich in die Laichgebiete verziehen….
Fangt was!

Beste Grüße

Simon

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