In seinem ersten Teil über die Frühjahressession am Domaine du Frene, berichtete Simon von der Ankunft am See, das geplante Vorgehen und die ersten Tage vor Ort. Wer diesen Part noch nicht gelesen hat, der sollte schnell noch einmal zurückkehren und hier https://www.successful-baits.de/erfolgreich-am-domaine-du-frene-part1/ nachlesen, denn Simon knüpft direkt an diese Story an!
Living the Social Life
Neben den ganzen Fängen ging es in dieser Woche vor allem um eins, ein gutes Social. Wir alle haben daheim stressige Wochen und oft nur kurze Zeitfenster, wenn überhaupt, um privat Angeln gehen zu können. Bei mir selbst sind es oft auch nur kurze Nächte, keine 12 Stunden am Wasser. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir Ostern, sicherlich herrschte an den meisten öffentlichen Seen Vollbetrieb zu dieser Zeit, doch wir waren davon komplett losgelöst und hatten folgenden Plan:
In Ruhe was gutes Essen, dass ein oder andere Kaltgetränk mit den anderen Jungs genießen und zwischenzeitlich ganz entspannt auf der Liege abhängen und chillen. Kurzgesagt Urlaub!
Das Angeln am Paylake ist sicherlich nicht jedermanns Sache und auch ich liebe zwischendurch den Struggle an den öffentlichen, französischen Gewässern, doch auch diese Art der Angelei hat seinen ganz eigenen Charme und seine Schwierigkeiten. Je nach Gewässer ist und kann es sogar sehr herausfordern sein und hat trotzdem seine Vorteile.



Rush Hour im Regen
Wenn’s läuft, dann läuft’s, wer kennt dieses Szenario? Mittwoch war der große Wendepunkt – und das in mehrfacher Hinsicht. Die Wetterapps hatten es angekündigt: Dauerregen ab den frühen Morgenstunden und sie sollten Recht behalten. Es schüttete teilweise ohne Pause, der Boden verwandelte sich in Matsch, alles war klitschnass, kein Ende in Sicht – Dauerregen eben und das den ganzen Tag.
Was sonst oft eine Art „Standby-Modus“ bei den Fischen auslöst, wurde hier zur regelrechten Fressorgie. Um die Mittagszeit, als es sich so richtig eingeregnet hatte, ging es los – erst vereinzelt, dann immer intensiver. Das war absolut verrückt!



Besonders auf Platz 2 war es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Ein Fisch nach dem anderen zeigte sich, sprang, rollte, biss. Es ist kaum in Worte zu beschreiben, aber Marc und Ich waren ein perfektes Team. Wir waren richtig schnell! Slings und Kescher waren alle voll, und wir kamen kaum noch hinterher. Doppel und Trippleruns inklusive. Trotz klatschnassem Setup, tropfenden Zelten und völlig durchweichten Klamotten, war die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt. Jetzt locker zu lassen wäre ein großer Fehler! So schafften wir es fast immer alle Ruten und damit alle Chancen im Rennen zu halten. Jetzt ist alles möglich! Füttern und Drillen im Akkord. Bei so einer Frequenz ist es oft nur eine Frage der Zeit bis etwas Besonderes passiert. Und es sollte so sein:
Früher Abend – der Regen ließ endlich etwas nach, die Luft wurde klarer, leichter und die Sonne kam zwischen den grauen Wolken wieder etwas hervor. Genau in diesem magischen Fenster kamen für mich noch zwei besondere Fische. Ein wunderschöner Ghost-Karpfen mit satten 19 Kilo und ein perfekter Two-Tone, kurz und dick und um die 34Pfund Marke. So eine Doublette fängt man nicht jeden Tag.
Klitschnass, unterkühlt und überglücklich ging es nach diese Fangorgie erstmal ins Chalain. Aufwärmen, heiß duschen und realisieren was da soeben passiert ist. In Summe konnten Marc und ich locker 15-20 Aktionen in wenigen Stunden verbuchen! Zwischen 13:00Uhr und 19:00Uhr war definitiv Rush-Hour! Was ein Paukenschlag. Marc sprengte den Rahmen dann final, indem er zwei 24Kg+ Fische innerhalb einer Stunde verhaften konnte. Verrückt!



Nach dem Fangrausch
Donnerstag, so langsam geht die Session auf ihr Ende zu. Nach dem fantastischen Mittwoch für alle, war erstmal eine ordentliche Portion Schlaf nötig. Wie gut das meine Spods Nachts eher unproduktiv waren. Doch bereits in der morgendlichen Dämmerung spannte sich die Rechte Rute durch. Ein Biss auf den kleinen Futterhaufen auf 30 Wraps Entfernung. War das der große Fisch auf den ich gehofft hatte? Ein sehr langsamer Biss und ein ruhiger Drill machten direkt klar, das ist keiner der kleineren Garde. Ruhig und schwer kam der Fisch Meter für Meter Richtung Ufer. Kurz vor dem Kescher… Ein großer massiver Schuppi jenseits der 20Kg Marke.


Noch ein, zwei Fluchten und das Ding war im Netz. Mit 22Kg war dieser Schuppi zwar noch keiner der „ganz Großen“, aber von was reden wir hier. Der Plan mit komprimierten Futterhaufen und einem kleinen Basemix Wafter bewusst große Fische anzusprechen war definitiv aufgegangen. Ein perfekter Schuppi mit einem unfassbaren Potential.
Nach diesem gigantischen Start in den Tag sollte es lange ruhig bleiben. Allgemein kamen am Donnerstag rund um den See weniger Bisse. War es das Wetter, der Luftdruck oder die Tatsache das wir in Summe jenseits der 120 Bisse waren? Egal, ich wollte den letzen vollen Tag nicht ohne Fisch beenden und entschied ich mich dazu, die mittlere Rute einzuholen und mit ihr aktiv nach Fischen zu werfen. Ein kleiner PopUp Dumbel am Spinnerrig ohne Beifutter sollte es richten. Der Plan war es die Rute maximal eine Stunde liegen zu lassen, um so in kurzer Zeit viel Fläche ab zu angeln. Als ich schon nicht mehr damit rechnete, kam die die Erlösung, Dauerton! Nach einem heftigen und kurzen Drill konnte ich einen schönen Ghost Karpfen verhaften, oder zählt der schon als Koi?




Beim Fotografieren hinterließ der Fisch einen Haufen „Boiliebrei“ auf der Matte. Ein klares Indiz dafür, dass er definitiv auf den Futterplätzen mitfrisst, obwohl er komplett Abseits auf den einzelnen Hakenköder gebissen hat.
Die letzte Nacht
Wie so oft: Je näher das Ende rückt, desto geringer werden die Erwartungen. Keine Nachtbisse bisher – und die Stimmung war entsprechend gedämpft. Doch aufgeben? Keine Option! Also hieß es ein letztes Mal: Marker setzen, präzise füttern, Ruten auf den Punkt legen. Alles nochmal mit Hingabe, wie am ersten Tag. Versammelt auf Platz 3 ließen wir bei gutem Essen nochmal die Session Revue passieren.




Die Nacht war ruhig, mild und friedlich, also quasi wie immer.
Einen Biss wollte ich noch unbedingt in einen gekescherten Fisch verwandeln. Als ich gerade mit dem Zusammenpacken begonnen hatte, hörte ich einen einzigen Ton meines mittleren Delkim. Liner? Nein, der rennt! Es war der erste Biss auf dem zentralen Futterplatz, den ich zusammen mit Basti die ganze Woche vergeblich befüttert und befischt hatte. Unfassbar, quasi in letzter Sekunde. Der Fisch machte sich wieder einmal schwer und gab außer Kopfschlägen wenig von sich zu spüren. Nach einem eher unspektakulären Drill konnte ich den vermeintlich letzten Fisch der Session einnetzen.
Ein praller Spiegler der wieder einmal die magische 20Kg Marke knackte. Was ein Abschluss und was eine Erleichterung das der Spod nach 5 Tagen Ruhe endlich ein Lebenzeichen von sich gab. Doch lange freuen konnte ich mich nicht. Keine zwei Minuten nachdem ich den Fisch gelandet hatte, meldete sich meine linke Rute ein letztes Mal. Noch ein Fisch? Einen besseren Abschluss hätte es wohl kaum geben können. Wiedermals Schlag auf Schlag! Durchschlafen und dann zwei Einpackfische, was will man mehr? Der zweite Fisch war ein weiterer Zeiler der 15Kg+ Kategorie, ein makelloses Tier.


Resümee
Auch wenn es in dieser Woche vor allem um das Erlebnis ging, können sich die Zahlen durchaus sehen lassen. Als Gruppe konnten wir in nur sechs Nächten über 150 Aktionen verzeichnen – eine Frequenz, die man selbst an gut bewirtschafteten Gewässern nicht alle Tage erlebt. Dazu war jedem Angler mindestens ein 20Kg+ Fisch vergönnt, ein unfassbar gutes Ergebnis wie ich finde! Wir alle unterstützen gegenseitig unsere Angelei, fachsimpelten und ließen niemand im Stich!
Ich persönlich hatte das Glück über die ganze Woche verteilt wirklich viele Fische zu fangen. Kein Tag verging ohne Fisch, Mega!
Was dieses Gewässer in der Zukunft noch so zu bieten hat, unvorstellbar. Ein so junges Gewässer randvoll mit „potential-Fischen“ jetzt schon erleben zu dürfen ist wahrlich ein Privileg. Meine Futter und Rigtaktik ging wieder einmal voll und ganz auf. FERMINELLO ausgewaschen im Seewasser mit Hauspelllets, Hanf und Boilieteig. Die perfekte Mischung fürs Frühjahr und gerade hier am Domaine.


Zum Abschluss dann noch eine entspannte Heimfahrt ohne Stau, leere Autobahnen – als würde selbst das Navi wissen: Diese Woche war etwas Besonderes, einfach eine Session wie aus dem Bilderbuch!
Vielen Dank für`s Lesen
Simon Häberle
