Der Feederfuzzi auf Reisen (Teil 2)

So da bin ich wieder mit dem zweiten Teil meiner Urlaubs Story.

Wer Part I noch nicht gelesen hat, hier ist er: https://www.successful-baits.de/der-feederfuzzi-auf-reisen/

Drei Tage nach unserem ersten Treffen sollte es zusammen mit Jean an einen Stausee gehen in der Nähe von Bogota, der Hauptstadt von Kolumbien. Diesen See hatte ich bereits vor 3 Jahren einmal mit meiner Familie besucht. An diesem See gibt es ein wirklich hübsches Dorf mit einigen Sehenswürdigkeiten und kleinen Cafés, die zum Verweilen einladen. Ich habe natürlich überall nachgefragt ob man dort nicht angeln könnte, leider konnte mir zu dem Zeitpunkt niemand dort wirklich weiterhelfen.

Na ja, jetzt war ich mittlerweile schlauer. Jean sagte mir bereits bei unserem ersten Angeltrip das dort Karpfen vorhanden sind. Es sollten auch größere Exemplare in dem See sein als in dem Stadtgewässer, er jedoch hatte bis dato noch nie das Glück gehabt einen zu fangen. Ich war natürlich gespannt, daraufhin habe ich auch im Netz meine Recherchen etwas vertieft. Der See ist wohl in den 50’iger Jahren als Trinkwasserreserve für Bogota angelegt worden und besitzt eine Länge von ca. 18km, und eine durchschnittliche Breite von 4km. Mit 7200ha ist das natürlich ein ordentliches Stück Wasser, leider hatte ich keine Möglichkeit dort vorher einmal eine Runde zu drehen, um mir selber ein Bild vom ganzen machen zu können. Ich musste mich da ganz auf Jean verlassen, da er schon einige male dort gefischt hatte. Die Stelle, an die es gehen sollte, war recht zentral in der Uferlinie des Sees gelegen. Ich hatte natürlich einen Sack voll Fragen an Jean, merkte allerdings aber sehr schnell, dass er damit teilweise etwas überfordert war. Später war mir klar warum, man kann das einfach nicht mit unserer Auffassung und Erkenntnissen vom Angeln vergleichen. Aus dem Grund wartete ich einfach erst einmal ab und mach das Beste draus. Ein Tag am Wasser mit einem fantastischen Panorama inmitten der Berge und einem neu gewonnenen Angelkollegen, da sollte die Zeit wie im Fluge vergehen.

Ein kurzer Blick über den See … Das Panorama muss man selber mal gesehen haben … es ist einfach unbeschreiblich

Der Morgen war endlich da, an dem mich Jean bei meinen Schwiegereltern einsammeln wollte. Es war von mir soweit schon vorbereitet, als dass ich ein Eimer mit meinem „Exito“ Mix schon am Vortag angerührt habe. Außerdem hatte ich mir eine paar Kilo Mais besorgt, die ebenfalls abgekocht in einem Eimer vor sich hin fermentierten. Das sollte reichen um den Tag die Fische bei Laune zu halten. Ich wollte mit einer Rute Feedern und die anderen beiden Ruten konventionell mit einem Methodblei und Bissanzeigern fischen. Ich hatte mir extra noch eine Spomb eingepackt, damit ich das Futter auch auf die von mir anvisierten Stellen ausbringen konnte. Dazu wollte ich bevor ich mit dem Fischen anfange erst mal den Bereich ausloten, um zu sehen welche Features ich vor mir hatte. Auf dem Weg zum See wurde natürlich erst einmal auf halber Strecke ein Stopp eingelegt, Frühstück muss sein. Ich bin immer wieder fasziniert von diesen kleinen Roadstopps in dem Land, dort gibt es für wenig Geld eine üppige Mahlzeit. Das Frühstück war drin, und weiter ging die Fahrt stetig Bergauf, was bei einer Starthöhe von bereits 2400m über dem Meeresspiegel wieder einmal ordentlich Schwindel bei mir produzierte. Mann vergisst leider viel zu schnell, dass er als eigentlicher Flachlandtiroler, mit solchen Höhen schnell seine Problemchen bekommt. Als wir am See angekommen waren, und ich zu Fuß meine sieben Sachen ans Wasser bringen musste, hatte ich zwischendurch leichte Schnappatmung. Ich war froh, dass wir nicht wie anfangs geplant, auch noch ein Boot mit zum Fischen genommen hatten. Endlich angekommen, an der Stelle wo Jean immer fischte, war er erst einmal überrascht. Da es schon länger nicht mehr geregnet hatte, lag sein eigentlicher Angelplatz ca. 15mtr über unseren Köpfen. Der See hatte wohl in den letzten Monaten wenig Wasser bekommen.

Meine Feederstelle …
Der Platz von Jean, im Hintergrund liegen meine anderen Ruten

Nichts desto trotz baute er nach kurzer Überlegung seine drei Ruten auf, und ohne weiteres loten der Wassertiefe verteilte er diese auf einer Distanz soweit er mit seiner „Koreamontage“ werfen konnte. Das waren ca. 15 – 20mtr vom Ufer.  So leicht wollte ich es mir den doch nicht machen, erst einmal den Deeper an eine Rute um zu gucken was los ist. So stellte ich recht schnell fest das es in dem Bereich in dem Jean fischte ca. 2mtr Wassertiefe hatte. Auf einer Distanz von ca. 40mtr war es aber immer noch nicht wesentlich tiefer als im Uferbereich. Ich hatte das Gefühl vor uns lag eine größere Landzunge, die ganz seicht bis in einen tieferen Bereich ausläuft. Um das zu prüfen musste ich allerdings den Deeper gegen ein normales Blei austauschen, so Weit konnte ich das Teil leider nicht werfen. Also verließ ich mich auf das Zählen von Sekunden bis das Blei den Grund berührt. Aber selbst bei geschätzten 80-90mtr wurde es einfach nicht tiefer. Echt komisch, da ich mich damit aber nicht zufrieden geben wollte suchte ich rechter Hand von Jean auch nochmals die Uferpartie ab. Schaue und staune, da wurde es weiter draußen doch deutlich tiefer.

Inside my Tacklebox … die minimal Ausstattung.

Hier hatte ich auf ca. 50mtr Distanz eine Tiefe von 4-5mtr. Okay, jetzt mach was draus, leichter gesagt als getan. Mein Plan war jetzt folgender, linker Hand von Jeans Platz wollte ich im flachen Bereich etwas Feedern. So konnte man gemütlich zusammen sitzen um etwas zu quatschen. Auf der rechten Seite, etwas weiter weg von Jean, wollte ich meine beiden Stationären Ruten platzieren. Die eine auf 40mtr Distanz (tiefe 3mtr) und die andere 60mtr (tiefe 5-6mtr). An die beiden Ruten montierte ich Methodbleie und verteilte vorher mit der Spomb jeweils 10-15 Ladungen Mais auf beide Plätze. Bis ich mit dem ganzen Aufbau fertig war, und dem vorbereiten der Ruten und Angelstellen, hatte Jean bereits den ersten Karpfen gefangen. Ein kleiner wilder Schuppenkarpfen glotze mich mit großen Augen aus dem Kescher an. Die kleinen Kerlchen sind vom Körperbau wirklich anders als unsere fettgefütterten Wohlstandsfische hier in Deutschland, ich hätte davon gerne einen von 20pfd an der Rute gehabt. Die Kampfkraft der Fische ist wirklich eine andere, und wenn man die Proportionen der Flossen betrachtet weiß man warum dem so ist.

Das war der Erste aus diesem See … der Fisch war nicht riesig aber ich hab mich sehr darüber gefreut

So, die beiden Stationären Ruten hatte ich jeweils mit einer Kombi aus Mais und einem halben Ananas Popup auf Distanz gebracht, jetzt konnte ich mich in Ruhe meiner Feederrute widmen. Jean hatte ja schon das Bier verloren, um welches er für den ersten gefangenen Fisch mit mir gewettet hatte. Jetzt musste ich ja der Ehre halber wenigstens einen nachlegen. Nach ein paar Körben Futter, die ich auf meinen Platz gebracht hatte, stellte ich mich auf einen ruhigen Morgen ein und wollte mit Jean über ein paar Tricks und über meine Montagen beim Feedern und Karpfenangeln philosophieren, da schlägt mir meine Feederrute schon fast vornüber.  „Ey was ist das … ich denke hier beißt nicht viel … dafür ging das aber flott“ sagte ich noch zu ihm als ich meinen ersten Schuppi über den Kescher zog.

Am Ende des Tages war der Eimer leer …

Er meinte das wäre auch so, das Glück ist mit den Dummen, denk mal er war sauer das er das Bier zahlen musste. Jetzt stand es eins zu eins, und Jean freute sich das „el grande amigo de aleman“ hier seinen ersten Fisch gefangen hat. Bis zum Mittag fing ich so bestimmt noch 10 weitere Fische, und Jean staunte nicht schlecht. Er sagt mir das er damit nicht gerechnet hätte, da Er und seine anderen Freunde hier zusammen am Tag nie mehr als 3 Fische hatten. Ich hatte ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet, seinen vorherigen Aussagen zur Folge. Gegen 13:00 war den erst einmal „Siesta“ mit dem Feedern und Jean packte seine Bratpfanne aus. Er hatte mir versprochen er wolle kochen und ich müsste keinen Hunger leiden. Er hat das den auch erfolgreich umgesetzt, nach zwei Steaks und einer „grande Salchicha“ war ich mächtig satt.

Der Chefkoch bei der Arbeit …

Bis zu dem Zeitpunkt, muss ich noch erwähnen, gab es nicht einen Pieper auf meine beiden anderen Ruten, die ich mit den Methodfeedern immer noch im Wasser liegen hatte. Irgendwie komisch, ich war mir aber sicher das das nicht am Platz lag. Ich holte die Ruten nach dem Essen nochmals raus, um mich zu vergewissern das damit noch alles im Lot ist, und nicht vielleicht von Irgendetwas im See abgefressen wurde. Nö, war alles noch in bester Ordnung, warum nehmen die blöden Biester den Hakenköder nicht, kann doch nicht daran liegen, dass ich anstatt Dosenmais den selbst gekochten Hartmais verwendet habe. Die Fische sind neugierig, kann nicht sein das da nicht wenigstens mal ein paar Zupfer darauf kommen. Was nun, ich entschied mich auf eine Rute einfach einen Snowman zu montieren, hatte ja ein paar Dosen Boilies im Gepäck, und diese mit der neuen Paste zu ummanteln. Die andere Rute wollte ich ausschließlich mit Dosenmais bestücken, das hat beim Feedern ja bereits einige Fische gebracht.

Die Geheimwaffen … mehr konnte ich an Futter leider nicht durch den Zoll bekommen

Kann nicht sein das dort nix läuft, in dem Sinne „Feuer frei“, beide Ruten wieder auf ihren Platz. Ihr könnt es mir glauben, ich saß noch nicht wieder ganz in meinem Stuhl und wollte die Feederrute wieder neu auswerfen, da höre ich schon ein vorsichtiges Piepen meiner Carpsounder von rechts. Nicht wahr oder, ich sprintete zu meinen Ruten und sah nur noch wie der Stow Bobbin bis an den Rutenblank gezogen, leicht vibrierend, in dieser Position verweilte. Ein kurzer Blick auf die Rutenspitze und ja da hängt was dran. Nach einem kurzen unspektakulären Drill guckte mich ein netter kleiner Schuppi aus dem Kescher an, der hatte sich doch tatsächlich an den mit Paste ummantelten Boilies schadlos gehalten.

Paste läuft 🙂

Na geht doch, ich lag mit meiner These also doch nicht so falsch das Fisch auf dem Platz sein musste. Mittlerweile hatte Jean so langsam die Hoffnung verloren noch etwas zu fangen, er sah nur zu was ich dort alles veranstaltete und schaute sich das Schauspiel in aller Ruhe an, wie ich mit schöner Regelmäßigkeit meine Fische fing. „Das kann nicht sein, was machst du da ..“ fragte er mich, nach dem ich meine Rute wieder ausgeworfen hatte und gleichzeitig die andere Rute schon wieder ablief. Ich zeigte auf mein Futter was ich im Eimer hatte und sagte ihm, er solle es auch einmal versuchen mit der Paste zu fischen. Da ließ er sich nicht zweimal bitten, und er bestückte alle Ruten mit einer der drei Pasten, die ich aus Deutschland mitgenommen hatte. Die Fischpaste hat ihm besonders gefallen, er meinte das Zeug riecht wie toter Vogel. Nachdem er alle Ruten wieder im Wasser hatte dauerte es vielleicht 10min, da bimmelte auch schon einer seiner Bissanzeiger.

Alle drei Sorten haben mich nicht im Stich gelassen … die Fischpaste jedoch war klar der Favourit.

Was soll ich sagen, es war die Rute mit der Fischpaste. So langsam näherte sich der Tag auch seinem Ende, und wir mussten leider das Feld räumen, da ich meiner Familie versprochen hatte gegen 20:00Uhr wieder Zuhause zu sein. Da dies meine letzte Möglichkeit gewesen war auf Karpfen zu fischen, überließ ich Jean alle meine Restlichen Köder. Er freute sich sehr darüber und versprach mir diese, bei einem seiner nächsten Angelausflüge, auf jeden Fall weiter auszuprobieren. Fazit, es war ein toller Tag, allein schon von der Tatsache aus an einem neuen so gut wie Jungfräulichen Gewässer fischen zu können. Dazu auch noch etwas zu fangen war für mich natürlich die Krönung. Logisch man darf das nicht mit Europäischen Maßstäben messen, das wäre am Thema vorbei. Hier darf man auch keine 20kg+ Karpfen erwarten, das sollte vorher jedem klar sein. Die Rasse von Fisch wird in der Regel nicht wirklich schwerer als 10kg, und dass auch nur wenn die restlichen Umgebungsfaktoren mitspielen. Das war aber auch gar nicht meine Intension, für mich war wichtig das ich etwas fange. Ich bin in erster Hinsicht Angler und freue mich dabei über jeden Fang.

Auf dem Rückweg in dem Dorf am See … Hier ist Weihnachten wesentlich bunter als bei uns.

So langsam komme ich auch zum Ende, soviel sei noch gesagt, dass ich in diesem Jahr noch eine Rechnung mit diesem See offenstehen habe. Im Dezember werde ich versuchen etwas mehr Zeit dort zu verbringen, und möglicherweise einen der bis dato ungefangenen Schätze zu bergen. Die Planung zusammen mit Jean läuft schon, ich werde wieder berichten.

Saludos vom Feederfuzzi!

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