Kleines Köder 1×1 – Part II

Eine seit Jahren gängige Kategorisierung von Ködern und insbesondere Boilies erfolgt oftmals in die groben Kategorien „fischig“, „fruchtig“ und „süß“.

Ich halte bereits diese Kategorisierung an sich, geschweige denn die gezielte Auswahl eines Köders anhand dieser für völlig verfehlt.

Dabei erscheint bereits unklar wann ein Köder z.B. als „süß“ zu qualifizieren ist. Geht es dabei um die Verwendung von Sweetern, die Anwendung von nach dem menschlichen Geschmackssinn als „Süßspeisen“ zu klassifizierenden Flavour oder doch die Zusammensetzung des Köders, der ohne herbschmeckende Mehle auskommt? Ist ein auf Fischmehl basierender Köder mit einem ordentlichen Schuss Sweetner dann „fischig“ oder „süß“, und was zur Hölle ist, wenn dazu ein fruchtiges Flavour kommt???

Es fällt bereits beim Betrachten dieses Bilder auf, dass Boilies sich nicht nur aufgrund ihres „Geschmacks“ unterscheiden…

Ich denke die Aufzählung dieser nicht ganz unironisch gemeinten Fragen macht deutlich, dass die Definition eines Köders allein über die Attribute „fischig“, „fruchtig“ und „süß“ völlig ungeeignet ist, um die Eigenschaften eines Köders zu beschreiben.

Ein grobe Klassifizierung kann, soweit überhaupt erforderlich, viel besser über die grundsätzliche Konzeption eines Köders erfolgen. Handelt es sich bei einem Köder um einen fisch- bzw. fleischmehlhaltigen Köder oder doch eher eine Konzeption, die (mehr oder weniger) ohne die Verwendung tierischer Mehle auskommt?

Auch eine solche Differenzierung erscheint mir zwar aufgrund der vielschichtigen weiteren möglichen Merkmale eines Köders zu pauschal. Sie ist aber jedenfalls zumindest tendenziell deutlich zielführender, da die grundsätzlich unterschiedliche Verwendung von Mehlen Köder konzeptionell viel deutlicher voneinander unterscheidet, als die bloße Verwendung zweier verschiedener Flavour.

Einige Flavour haben ihre Daseinsberechtigung, this one fell to one of them….

Apropos Flavour… Allein dieses Thema ist einen eigenen Kolumne-Teil wert. Trotzdem hier ganz kurz. Selbst unter Experten noch immer hochumstritten ist die Frage, inwieweit die Verwendung von Flavour in einem Boilie für den Fangerfolg notwendig bzw. förderlich ist. Gerade bei fischmehllastigen Ködern halten nicht Wenige die Verwendung von Flavour für gänzlich überflüssig. Böse Zungen behaupten sogar, dass diese Mittelchen vielmehr dazu genutzt würden, um den „Angler zu fangen“, ergo zum Kauf zu überreden, als dem Köder fangtechnisch einen Mehrwert zu bringen. Ohne bereits hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen muss ich sagen, dass ich dieser Meinung nicht ungeteilt beipflichte. Einige Flavour haben durchaus ihre Daseinsberechtigung und verfügen auch für sich genommen über eine (zumindest theoretische) Attraktorwirkung bei Karpfen bzw. bei Fischen im Allgemeinen. Unter Flavour in diesem Zusammenhang verstehe ich im Übrigen ausschließlich synthetisch hergestellte Aromastoffe (nicht zu verwechseln mit z.B. ätherischen Ölen o.ä. – ich werde hierauf gesondert in einem weiteren Artikel noch einmal eingehen).

Ungeachtet dessen halte ich es aber für nahezu ausgeschlossen, dass ein Karpfen Köder nach dem „nur Erdbeer-Prinzip“ selektiert, sprich die Köderaufnahme allein durch die Verwendung eines bestimmten „Geruches“ getriggert wird. Dabei sollten wir uns zunächst vor Augen führen, dass ein Fisch nicht wie wir im Medium Luft RIECHT, sondern vielmehr im Medium Wasser SCHMECKT. Die Gerüche die wir beim Schnuppern an der Flavourflasche wahrnehmen ergeben sich relativ logisch aus dessen flüchtigen, d.h. untechnisch gesprochen in Luft löslichen Inhaltsstoffen. Diese spielen unter Wasser in aller Regel jedoch keine entscheidende Rolle. Der Fisch weiß also weder was eine Erdbeere ist, noch wie diese schmeckt und erst recht nicht wie sie riecht. Er nimmt vielmehr allenfalls Inhaltsstoffe wahr, die bei der Aromaherstellung verwendet wurden. Ein Karpfen kann daher garnicht zwischen „Erdbeer“ und meinetwegen „Banane“ unterscheiden, geschweige denn aufgrund dessen sein Futter selektieren. Die Aussage „bei uns läuft nur Erdbeer“ ist also falsch, jedenfalls liegt es bei möglichen Vorliebe eines Karpfens für einen bestimmten Köder sicherlich nicht an der Art des verwendeten Fruchtflavours.

Wir halten also fest:

  • Ein Köder sollte allenfalls an dessen konzeptioneller Ausrichtung, sprich der Verwendung der in ihm enthaltenen Zutaten klassifiziert werden.
  • Eine Unterscheidung allein nach dem Flavour erscheint unsinnig und nicht zielführend.
  • Ein Karpfen wird den Köder nicht allein aufgrund der Art des verwendeten Flavours auswählen.
  • Karpfen die nur Erdbeeren mögen gibt es nicht 😉

Nach dem ich nunmehr einige grundsätzliche Irritationen versucht habe zu beheben, werde ich mich im nächsten Beitrag mit der Frage beschäftigen, ob es tatsächlich Köder gibt, die besonders die großen Karpfen ansprechen ansprechen….

Nicht vergessen, bei Themenvorschlägen oder Fragen seid ihr herzlichst eingeladen, mir diese über die Kommentar- oder Nachrichtenfunktion der sozialen Netzwerke zukommen zu lassen.

Bis zum nächsten Mal…

Simon

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