Three Peat 2017

Nachdem ich in –>  Part 1 <– das Frühjahr doch noch einigermaßen zufrieden beenden konnte und der Urlaub kurz bevor stand, geht es jetzt in den Sommer!

Part 2

Der Urlaub war ein voller Erfolg, ich konnte eine Menge Kraft tanken und auch wenn ich nicht überall auf meiner Reise gefangen habe, so bin ich doch mit der Ausbeute zufrieden. Schnell hat mich allerdings der Alltagstrott wieder und es fällt mir von Mal zu Mal schwerer, mich nach einer Auszeit ohne Druck und selbst auferlegten Pflichten, wieder in das Leben einzufinden. Die Arbeit und etliche Erledigungen, welche getätigt werden müssen, stressen mich Tag für Tag und begleiten mich bis in meine Angelei. Nach dem Urlaub habe ich bereits ein paar spontane Nächte hinter mich gebracht, den Kopf frei bekommen war das Ziel und natürlich ein paar Fische fangen. Was soll ich sagen, bist du mit den Gedanken nicht bei der Sache, kann es nur schlecht laufen. Den Kopf frei bekommen beim Fischen, der völlig falsche Weg! Der Kopf muss frei sein, denn nur dann fokussiert man sich auf sein Handeln und geht die Dinge durchdacht an. Es kommt, was kommen musste, ich bin zurück in meinem Tief und es läuft wie im Frühjahr, nämlich gar nicht! Ich springe von Gewässer zu Gewässer, keinen Plan im Kopf und immer auf der Suche nach einem Fisch, ich mache alles falsch, was ich nur falsch machen kann und habe kurzzeitig das Gefühl, mich in meinem Angeln zu verlieren. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr denke ich intensiv über mein Hobby nach.

der Urlaub war pure Entspannung

 

Durch einen Zufall mache ich an einem Wochenende im Juli einen Spaziergang um einen See, den ich seit meiner Kindheit kenne und an dem ich viele tolle Stunden verbracht habe. Leider ein Gewässer, welches hier mit am stärksten frequentiert ist und an dem fast jedes Wochenende kleine grüne Burgen stehen. So auch an diesem Wochenende und schnell komme ich mit einem alten Bekannten ins Gespräch, welcher hier regelmäßig fischt. Es läuft zäh, es werden Einzelfische gefangen, aber so richtig läuft es auch hier nicht. Hinzu kommt, dass die Fische kurz davor sind, ein zweites Mal abzulaichen und so gar nicht in Fresslaune sind. Wenn etwas gefangen wird, dann sind es die kleinen Schuppis. Ich verabschiede mich und mache eine Runde um die Flachwasserzone. Ich kann einige Fische ausmachen, die inmitten der Seerosenfelder in der Sonne dösen und wieder andere, die das kurz bevorstehende Liebesspiel andeuten, indem sie sich durch das Kraut jagen. Für mich auffällig ist, das ich nur Schuppenkarpfen sehen kann, keinen einzigen der dicken Spiegler sehe ich im flachen Wasser. Ganz plötzlich wird in meinem Kopf ein Schalter umgelegt und mein Jagdinstinkt wächst. Ich kenne diese Situation aus den Vorjahren und es wiederholt sich scheinbar gerade genau in diesem Moment. Während die Schuppenkarpfen liebeshungrig durch die Flachwasserzone toben und die Angler in direkter Nähe versuchen, einen dieser Fische zu fangen, sind die großen Spiegler auf der gegenüberliegenden Seite und hauen sich die Wampe voll. Ich habe an diesem See genug Zeit verbracht, um gewisse Situationen zu erkennen und es würde mich wundern, wenn ich mich jetzt täuschen würde.

 

 

Wieder Zuhause brennt das Feuer in mir, ich überlege mir mein Vorgehen und muss schnell Entscheidungen treffen, denn die Zeit rennt. Am nächsten Abend soll es losgehen, mit einer Idee im Hinterkopf und  dem Wissen, das auf einem Montagabend eh niemand dort sein wird, bereite ich schon einmal alles vor. An dem Gewässer kennen die Fische inzwischen alles, was es an Futter gibt, über 20 Jahre Karpfenangeln haben ihre Spuren hinterlassen und aktuell sind noch immer kleine Boilies und Tigernüsse die beste Möglichkeit dort was abzugreifen. Das weiß allerdings auch jeder der dort anwesenden Angler und benutzt daher auch genau diese Kombination. Ich will mal wieder etwas anderes Probieren, ich habe noch einige Kilo Hanf zuhause und in meiner Tasche schlummern noch immer ein paar Fake Maiskörner. Zumindest eine Rute werde ich genau damit präparieren und auch wenn es blödsinnig erscheint, ein rosa Maiskorn über einem Hanfteppich anzubieten, ich habe dabei ein gutes Gefühl. Ich habe vor Jahren schon mit ganz kleinen Pop Ups am KD Rig über Partikelteppichen gute Erfolge erzielt, wichtig ist nur, das der Hakenköder nur minimal über dem Futter schwebt. Auch hier mache ich mir wieder einen kleinen Microswivel auf dem Hakenschenkel zur Nutze, der auftreibende Köder steht dadurch nur wenige Millimeter hoch und er verdeckt noch leicht den Haken. Aufgrund des festen Untergrunds und einer schnellen Reaktion des Rigs entscheide ich mich für das N Trap Semi Stiff  und binde dieses an einen 6er Choddy, da dieser gerade mit steifem Material super arbeitet. Das nach außen gebogenen Öhr erzeugt einen perfekten Winkel!

Einfach mal etwas Anderes probieren

Montag Abend, ich stehe auf dem Ufer und kann das klatschen der laichenden Fische aus der Flachwasserzone hören, da ist richtig Stimmung in den Seerosen und wie vermutet, kein Angler am See. Ich habe die komplette Uferseite für mich alleine und genau das will ich ausnutzen. Die Ruten werden in Abständen von ca 15 Metern zueinander an der Uferkante verteilt, direkt unter der Rutenspitze abgelassen, denn die Uferbereiche sind immer voll mit natürlicher Nahrung und die Fische kommen in den frühen Morgenstunden genau hier her, um zu fressen. Zwei der Ruten bekommen jeweils einen Scoberry Wafter und eine ausbalancierte XXL Tigernuss am IQ Rig plus eine Hand voll Futter und die Dritte erhält ihr Maiskorn auf dem Hanfteppich. Als alles liegt und ich etwas abseits vom Ufer auf meine Liege sinke, bin ich gespannt wie ein kleines Kind. Mein Blick schweift über den See, diese Ruhe und Abgeschiedenheit sind Balsam für die Seele und ein absoluter Kontrast zu den sonst so hektischen Stadtteichen. Alles hat seinen eigenen Reiz und ich mag auch die Stimmung inmitten der Menschen, aber hier und jetzt macht sich Entspannung breit, das was ich einfach mal brauche. Ich habe ein reales Zeitfenster von 4 Stunden am frühen Morgen, um 9 Uhr muss ich wieder auf der Arbeit sein, aber die Fische sollten, wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, in der 2. Nachthälfte das Ufer entlang patroulieren.

immer dabei, die 14er Scoberrys

Es ist ca 23 Uhr als der Hänger ruckartig gegen den Blank der Rute knallt und wieder herabfällt. Ich schrecke von der Liege hoch und knie sofort neben der Rute. Die sonst schlaff durchhängende Schnur ist leicht gespannt, die Rutenspite beginnt etwas zu wackeln und ein einzelner Piepton durchdringt die Dunkelheit. Mist, war die Idee mit dem Hanf doch nicht so berauschend, wie geplant? Genervt nehme ich die Rute auf und spüre ein leichtes Zucken am Ende der Schnur. War klar, die Brassen haben den Hanf entdeckt und so ein kleines Maiskorn ist auch schnell mit eingesogen. Also wieder von vorne das Ganze. Rute auslegen, Schnur ganz schlaff in Richtung Uferkante verlegen, 3 Kellen Hanf hinterher und ab in den Schlafsack. Obwohl ich mit weiteren Aktionen der Plagegeister rechne, bleibt es ruhig, ab und zu hört man nochmal ein lautes Klatschen aus der Flachwasserzone, ansonsten herrscht eine beruhigende Stille und ich finde zügig meinen Tiefschlaf.

nur eine Hand voll reicht

Als wenn es eine innere Uhr gibt, eine Vorahnung, öffne ich am frühen Morgen die Augen und blicke auf den See. Die Sonne geht gerade auf und bricht ihr Licht in den Nebelschwaden, welche über dem Wasser hängen. Ohne Vorankündigung wird die Rutenspitze rumgerissen und der Delkim unterstützt lautstark das Surren der drehenden Spule. Der Fisch donnert los wie ein Güterzug, ohne Pause zieht er kontinuierlich Schnur. Sockfuß im nassen Gras stehend, kann ich mein Gegenüber erst einmal nicht bremsen, er zieht hinab in das tiefe Wasser und hält den Druck problemlos aufrecht. Es dauert einige Minuten bis ich die Oberhand gewinnen kann und tatsächlich einen der herrlichen, alten Spiegler über den Kescherrand ziehe. „Babooom“ da ist er, einer der alten Recken und das rosa Maiskorn baumelt an seiner Unterlippe. Der Fisch ist für mich kein Unbekannter, ich habe ihn vor ein paar Jahren bereits einmal fangen können, als er allerdings noch etwas leichter war. Mir alles egal, er ist ein riesen Motivationsschub, ein Beweis für mich, das ich doch noch dran bin und nicht immer Zweifeln sollte. In diesem Fall haben sich die Erfahrung der Jahre und die daraus resultierende Ruhe bezahlt gemacht und ob er vielleicht eine Stunde später auch auf eine Tigernuss oder den Scoberry Wafter reingefallen wäre, weiß ich nicht, aber es ist mir auch Latte. Gefangen ist gefangen!

 

Gefangen ist gefangen!
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