VON ANDEREN LERNEN / Part I

Nachdem ich die letzten Jahre immer mehr alleine angeln gewesen bin und den Erfolg an erster Stelle gesehen habe, hatte ich mir für das vergangene Jahr nochmal feste vorgenommen meine Angelei umzustellen.

Oft war ich alleine unterwegs

Dabei sollte es um eine kleine Sache gehen, die meine Angelei jedoch extrem stark beeinflussen sollte. Der Plan war es, so oft wie möglich mit verschiedenen Freunden angeln zu gehen. Viele mögen jetzt denken, dass es doch nichts besonderes ist mit Freunden angeln zu gehen und auch ich bin zuvor regelmäßig mit Freunden ans Wasser gefahren. Mein Plan sah jedoch so aus, dass ich über diese Freunde und neue Bekanntschaften andere Gewässer sehen wollte, von ihnen lernen wollte und natürlich eine grandiose und unterhaltende Zeit am Wasser haben wollte!

Unter Freunden am Wasser!

Was in diesem Jahr passiert ist und was ich und ihr davon mitnehmen könnt, möchte ich euch hier erzählen.

Neues Wasser – Neue Regeln

Jeder kennt die Situation vor einem neuen Gewässer zu stehen. Man möchte unbedingt auf die Jagd gehen. Neue Fische verstecken sich an noch unbekannten Spots und wollen auf die eine oder andere Weise gefangen werden. Eine solche Situation motiviert mich enorm und holt mich übertrieben gesagt aus meinem „Alltagstrott“ an meinen Hausgewässern. Man muss sich auf neue Spielregeln einstellen und auf neue Bedingungen reagieren.

So wurde meine Angelei in den letzten Jahren sehr stark davon geprägt, dass ich alles bequem vom Boot erledigen konnte. Location, Füttern und das Ablegen der Ruten waren reine Routinesache. Nun stand ich plötzlich Ende letzten Jahres mit meinen feinen 2,75lbs Ruten an Gewässern, die mir Wurfdistanzen abverlangten, bei denen ich schnell an meine Grenzen gestoßen bin.

Kein Boot erlaubt.

Weder mein Material, noch meine Wurfkünste waren auf solche Gewässer und deren Regeln ausgelegt. Für viele mag das komisch klingen, doch für mich waren solche Gewässer immer die Ausnahme. Etwa so, wie es für viele etwas besonderes ist ein Boot beim Angeln zu benutzen, die Stellen ausschließlich mit dem Boot anzufahren und Ruten auf große Distanzen abzulegen. Natürlich konnte ich meine Ruten auf bestimmte Distanzen sauber auswerfen, doch diese Gewässer forderten mir mehr ab und genau dafür war ich hier!

Es folgten diverse Anschaffungen, die eine solche Angelei schon mal nicht mehr an dem Material scheitern lassen sollten. Neben Distance Sticks, ergatterte ich mir zwei der neuen Trakker Defy Ruten in 3.5lbs mit denen ich jedoch erst mal auf Kurs kommen musste.

Die neuen Trakker Propel Ruten! Echte Wurfmaschinen!

Ausrüstung besitzen ist nämlich die eine Sache, damit umgehen zu können eine andere! Ich schaute mir bei Youtube Videos von Terry Edmonds an. Ein Engländer, der im Castingsport zuhause war.

Seine Angelei stand nach dem Werfen auf Turnieren nur an zweiter Stelle. In seinen Videos geht er auf die passenden Blei-Gewichte in Relation zur Testkurve der Rute, Schnüre und deren Stärken, der richtigen Länge des Pendels, sowie auf die richtige Wurftechnik ein. Absolut empfehlenswert und gut verständlich.

Mit diesen Tipps und meinem neuen Ausrüstung bin ich dann ans Wasser gefahren. Nicht zum angeln, sondern zum reinen Werfen. Ich stand mehrfach für eine gute halbe Stunde oder eine Stunde am Wasser und habe mich immer wieder ausprobiert. Ich habe meine Wurftechnik umgestellt und kann mittlerweile von mir behaupten, dass ich mich deutlich verbessert habe. Es war kein ganz einfacher Prozess und ich muss mich noch immer bei jedem Wurf auf die richtige Technik konzentrieren, jedoch ein Schritt, der mir mittlerweile einige Bonusfische gebracht hat!

Dies war nur ein Beispiel dafür, was einem neues Wasser und ein wenig Ehrgeiz bringen kann. Alles was man tun muss, ist den einfachen Weg – der einem bekannten Gewässer – verlassen und sich auf Neues einlassen!

Von anderen lernen

Schon häufig haben Leute in meiner Gegenwart gesagt, dass sie ihre Angelei am meisten verbessern, wenn sie alleine am Wasser sind. Ich für meinen Teil, kann dies absolut nicht bestätigen.

Alleine im Kampf gegen den Selbstauslöser!

Mit einem sehr guten Wissen über die Angelei, mag man alleine vielleicht bedachter auf unbekannte Situationen und Gewässer reagieren, oder sich vielleicht mehr auf die Angelei konzentrieren, als auf die Späße seines Kollegen. Doch meines Erachtens lernt man am meisten von den Menschen mit denen man Angeln geht. Jeder hat in seiner Angelei andere Erfahrungen gemacht und andere Dinge gelernt. Natürlich überschneidet sich ein Großteil des erlernten Wissens, doch kleine Unterschiede gibt es immer. Diese kleinen Unterschiede können für den einen Freund kaum nennenswert sein und meinen Wissensstand schon um ein vielfaches bereichern und mir neue Gedankenansätze liefern.

In diesem Zusammenhang möchte ich gerne auf zwei Rigs eingehen, welche ich ohne die durchweg positiven Erfahrungen meiner Freunde vermutlich niemals ausprobiert hätte und somit auf diese auch keine Fische gefangen hätte!

Kai Köttelwesch aka. BFE und das IQ-D Rig

Jeder kennt das IQ-D Rig. Für mich war es wieder nur eine verrückte Erfindung mehr, welche zum Kauf von mehr Kleinteilen und zu verbesserten Umsätzen der Tackleindustrie führen sollte. An den von mir befischten Gewässern hätte es sowieso wenig Sinn gemacht ein Monorig auf den groben Steinen des Stausees abzulegen.

Das erste Mal, sah ich es bei Kai, als er mich am Stausee besuchte. Er nutze es selbst bei mir am Stausee. Er suchte sich einen Bereich mit weniger groben Steinen und legte das Rig mit einem 20mm Scoberry Wafter aus. Was folgte, war ein wunderbares Schuppenbrett mit 18 kg!

Dann besuchte ich ihn an seinem Hausgewässer. Dort nutze er es ebenfalls und brachte es als Heli-Montage verwicklungsfrei auf größere Distanzen an einem schlammigen Torfstich. Seine Erfolge sprachen für sich und so stieg ich in unseren gemeinsamen Sessions an diesem See ebenfalls auf dieses Rig um. Am Ende des Rigs befanden sich Seafood Wafter, Scoberry Wafter, VNX Wafter in 16 oder 20mm oder mal ein Snowman.

Alle samt brachten die gewünschten Erfolge.

IQ-D Rig

Das Vertrauen für dieses Monorig, welches mittlerweile immer wieder bei mir Anwendung fand, war geschaffen.

Nicht zuletzt brachte mir dieses Rig am Wochenende vor Weihnachten einen Fisch mit über 20 Kilo und einen Fisch in der Nacht auf Neujahr!

21kg auf das IQ-D Rig

Christoph Mühl und sein umgebautes Hinged-Stiff Rig

In meiner Angelei hab ich nur selten Pop-Ups verwendet. Lange Zeit habe ich schlechte Erfahrungen mit dem Hakensitz von diversen Pop-Up Rigs gemacht. Das führte dazu, dass zu 90% Snowmans oder Bodenköder den Weg ins kalte Nass fanden. Ich fing meine Fische und der Haken saß wie immer wunderbar. Dann kam jedoch der Zeitpunkt an einem für mich neuen Gewässer, wo wenig Angeldruck herrschte und ich jeden Sinn der Fische ansprechen wollte, um schnell an den ersehnten Biss zu kommen. Ich versprach mir keine Scheu vor den bunten, auftreibenden Fremdkörpern, sondern absolutes Interesse! Für mich musste also ein neues Rig her. Ein guter Freund von mir, der sehr viel und auch sehr erfolgreich mit Pop-Ups angelt, hatte da ein Rig in Gebrauch, dass ich in dieser Form nie genutzt hatte. Da ich um dieses Rig und seine außerordentlichen Erfolge wusste, bat ich ihn um eine genaue Anleitung seines Rigs. Diese erhielt ich umgehend und setzte es von Anfang an mit vollstem Vertrauen ein!

Christoph mit 26kg Pop-Up Erfolg!
0.47mm Mono, ein O-Wirbel, Tungsten, ein Kurv-Shank Haken, Mini-Wirbel und ein Hook Bead.

Während nun mein Snowman unangetastet am Grund lag, brachte mir der 16mm Krill BP Pop-Up innerhalb kürzester Zeit 4 Bisse. Alle wunderbar gehakt!

So muss der sitzen! Krill BP in 16mm

Diese Sessions sind nur ein paar Beispiele für das, was einem gepflegte Angelei mit Freunden bringen kann.

Also geht raus mit neuen Leuten! Angelt an – für euch – unbekannten Gewässern und nehmt mit was in euren Kopf passt! Am Ende werdet ihr damit eure eigenen Angelei deutlich verbessern! Wie viel es mir gebracht hat und wie ich weiter vorgegangen bin, erfahrt ihm nächsten Teil!

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