Von brennenden Mülltonnen, gejagten Osterhasen und dicken Fischen!

Nach einigen Monaten Arbeit am Stück stand endlich mein erster Urlaub des Jahres an! Meine Kumpels fahren seit einigen Jahren zum Hechtschleppen nach Mecklenburg-Vorpommern und dieses Jahr konnte ich nichts anderes als zusagen! Ich freute mich im Vorfeld schon auf den Urlaub und die gemeinsame Zeit. Ich besorgte mir Köder und Sideplaner etz. Dann kam der 10.04.2019 es ging endlich los! Die Temperaturen gingen rapide in den Keller und ehe wir uns versahen standen wir mit halb gefrorenen Finger aber mit krummen Ruten in unseren Booten! Wir fingen  am ersten Tag Hecht auf Hecht bis 91 cm, ein geiles Erlebnis, welches wir die nächsten Tage noch toppen konnten. Der größte Hecht stand mit 94 cm im Fangbuch. In meinem Boot, jedoch von meinem Kumpel gefangen. Ich kam bis 77 cm, doch die Gemeinschaft zählte mehr als die cm! Alles in allem eine geile Tour, danke Jungs.

Ich kam nur bis 77 cm doch die Gemeinschaft zählt mehr als die cm!

Welcher See?

Der Urlaub hat also schonmal erfolgreich begonnen, wird es auch zuhause so weiter gehen? Die Aussichten für die nächsten zwei Wochen sahen erfolgversprechend aus! Sonne und Temperaturen bis 26°C zeigte die Wetter App an! Sollte nun die Wende kommen und es läuft überall? Auf der Rückfahrt überlegte ich wo ich am Dienstag auftacklen sollte! Die Bedingungen bei uns waren auch nicht so der Renner es wurden vereinzelt Fische gefangen und die Kälte der letzten Tage war auch nicht fangfördernd. Also musste ich mir gut überlegen wo ich was starte! Dadurch das es überall so zäh läuft, wollte ich aus meinen zwei Wochen Urlaub das beste machen. Ich entschied mich für mein altes Hausgewässer mit 80 Ha Wasserfläche! Uff, klar aufgrund der Größe erwärmt sich der See relativ schwierig, dennoch wurden schon vereinzelt Fische gefangen! Also etwas bessere Bedingungen als an den anderen Gewässern die ich zur Auswahl hatte! Dennoch ist es unter den Umständen eine harte Nuss, das ist Fakt! Also musste ein Plan her, eine erfolgversprechende Taktik! Normalerweise würde ich die Fische lokalisieren wollen, doch an diesem Gewässer fast nicht möglich, da Taucher, Kanufahrer, Stand-Up-Paddler teilweise Schwimmer und Ruderer usw. eine extreme Unruhe am und im See verursachen. Diese Unruhe verursacht eine gewisse Scheu der Fische, dadurch zeigen sie sich relativ selten an den Ufern des Gewässers. Sie haben keine Rückzugsgebiete wo sie in Ruhe ausharren können, nein ständig werden sie mit Menschen konfrontiert.

Eigentlich die schlechtesten Bedingungen um Fische zu lokalisieren, quasi fast nicht möglich! Da ich den See sehr gut kenne, kann ich mir ungefähr denken wo sich die Fische aufhalten. Also entschied ich mich sehr mobil zu fischen, umso die Fische zu finden und eventuell in ein „Fischnest“ zu stechen! Mein Plan war es, alle zwei Tage eine andere Stelle zu befischen! Die ersten Spots waren die gleichen wie vor Jahren, was einmal funktioniert, funktioniert auch mehrmals. Um die richtige Stelle bei passendem Wetter zu befischen hatte ich zusätzlich ständig ein Auge auf die Wetter App! Chronologisch wollte ich die Stellen abfischen, beginnend mit dem Laichgebiet wo die Fische sich jedes Jahr zum Laichen versammeln, eine Stelle mit Garant auf Erfolg! Meine Futtertaktik baute ich auf schnell löslichem Futter auf! Aufgrund der Weißfische und neuerdings eine Grundelplage greife ich auf 20mm Pellets, Groundbait mit sämtlichen „Mittelchen“ angerührt zum Aktivieren des Spots, einige weniger Nasty Shrimp Boilies in 14mm und Partikel zurück! Das Groundbait Spombte ich angepasst an die Unterströmung und den Wind! Das heißt, drückte die Unterströmung nach rechts flogen 1-2 Spombs auf den Spot, das gleiche linksrum! So erreichte ich relativ schnell eine große Lockwirkung, die mir am ersten Morgen einen sehr schönen Spiegler bescherte!

Was ein wirklich schöner Spiegler!
Über diesen Fisch freute ich mich sehr!

Meine Teigbleie bestücke ich mit der neuen Paste „Fisch“ was ein Gestank! Als Köder kamen selbstgerollte Pop-Up´s aus den Fluro Pop-Up Mixen zum Einsatz. Die Pop-Up´s sind in unterschiedlichen Korda Goo Sorten getränkt, Wahnsinnszeug!

Man sieht wie das Goo in den Mix eingezogen ist, Top!

Zwischenzeitlich guckte ich mir den Wetterbericht an, dieser prognostizierte Hochdruck mit viel Sonne bis 26°C ! Da das Wasser noch sehr kalt war hoffte ich, dass die Fische in das große Flachgebiet in einem anderem Seeteil ziehen um dort ordentlich Sonne zu Tanken. Mein Bonus war, dass die Vollmondnacht wenige Tage bevor stand! Also beste Bedingungen um Fisch zu fangen! Mein Entschluss stand fest am nächsten Morgen wird gemoved egal was noch kommt! Der Tag brachte mir einige Brassen und etliche Döbel!

Ab und an ganz cool, doch permanent einfach nervig!

Ein Umstand den es früher nicht gegeben hat, wer zum Teufel setzt Döbel ins solchen Massen!? In der Nacht schwiegen die Bissanzeiger komplett! An der neuen Stelle waren die Bedingungen perfekt! Süd/Südost Wind drückte schön in das Flachgebiet, Sauerstoff satt und die Temperaturen begangen zu steigen, Jackpot! Als Futtertaktik wählte ich die gleiche wie vorher auch Groundbait, Pellets und einige wenige Boilies! Nun hieß es warten und alles wirken lassen! Die erste Nacht an der neuen Stelle brachte keinen Run, nur ein paar dieser Döbel und eine fette Party von ungefähr 30 Jugendlichen. In der Folge brannte auch der große Mülleimer wie so oft an diesem Gewässer.

Leider Alltag an öffentlichen Kölner Seen!

Ich musste reagieren, ich taktierte tagsüber so, dass ich jede 1-2 Stunden, immer dann wenn der Wind zunahm 1-2 Spombs Groundbait in das Flachgebiet Spombte! Der erste Lauf kam wieder morgens, ein heftiger Drill ich dachte schon an einen 10 kg+ Fisch, doch was ich dort Keschern konnte übertraf meine Vorstellungskraft! Ein Beauty Karpfen um die 8-9 kg, Doch Bilder sprechen mehr als Worte, seht euch selber diesen Fisch an! Wahnsinns Tierchen! Ich warf die Rute schnell neu und keine Stunde später biss der nächste Fisch ein Spiegler gleicher Gewichtsklasse aber auch ein echter Beauty! Hatte ich ein „Beautynest“ gefunden? Es lief überraschend gut und das eine Nacht vor der Vollmondnacht das machte mir Hoffnung! Die Fischgröße war nicht das was ich mir vorgestellt hatte, doch die Schönheit der Fische glich das wieder aus!

Was ein Fisch…
und noch einer!

Außerdem was nicht ist kann noch werden. Hauptsache ich fing konstant meine Fische. Die nächsten Stellen die ich befischen wollte gaben nicht das her was ich hatte, also Fischkontakt und sehr gute bevorstehende Bedingungen, also warum Stellenhopping? Nein, ich entschied mich hier auf der Stelle zu bleiben, jedenfalls bis der Vollmond vorbei ist und dann wollte ich abwägen ob ich doch ggf. dann move! Das wollte ich aber von den Ereignissen abhängig machen. Während ich mir einen leichten Sonnenbrand einfing fing ich auch einige Fische sogar am Tag, keine Riesen aber Karpfen! Ja auch diese lästigen Döbel waren dabei! Jedoch über einen Beifang freute ich mich sehr, eine Schleie, die ruhigen, etwas mystischen Bewohner unserer Seen. Freitag der 19.04.2019, Vollmond, meine Erwartungen waren hoch, dass ich einen der größeren Bewohner des Sees fangen sollte, doch stattdessen viele Döbel dazu gesellten sich dann Monsterbrassen und zwei kleine Karpfen! In den nächsten zwei Nächten konnte ich die Läufe steigern.

Mein Plan ging auf anscheinend brachte die Sonne die Fische ins Flachgebiet! Um der Stelle auch etwas Ruhe zu geben baute ich Sonntag früh ab, um Montag gegen Abend wieder auf zu tacklen. Ich merkte, dass es zurzeit nicht leicht war Fische zu fangen, doch momentan sahs ich auf einen gut laufenden Platz, der jederzeit einen der großen Fische „produzieren“ konnte!

Schlechtwetterfront!

Für die kommende Woche war Tiefdruck mit Regen und Sturm angesagt, die Windrichtung drückte nach wie vor in das Flachgebiet! Also musste ich Montag wieder ans Wasser. Eine Nacht zuhause war mal sehr entspannend, doch freute ich mich wieder auf die See und den Stelle. Montag mittag rollte der Trolley wieder Richtung See. Die Ruten waren geclipt, Rigs einhängen und raus damit danach baute ich in Ruhe das Zelt auf. Weil die Stelle zusehens besser lief entschied ich mich gegen einen Stellenwechsel in der Hoffnung das doch noch Dickfisch kommt! Lediglich die Futtertaktik habe ich etwas geändert, anstelle von kleinen weicheren Boilies verwendete ich jetzt große harte 24mm Boilies VNX, RSF und selbstgerollte Boilies sollten die größeren Fische an den Platz locken! Nach der ersten erfolgreichen Nacht liege ich gerädert im Brolly und höre Stimmen aus der Richtung hinter dem Zelt! Ich öffnete das Zelt blickte Richtung Ruten und ich traute meinen Augen kaum! Eine Horde Kanufahrer inklusive Kanulehrer hatte sich direkt neben meinen Ruten gemütlich gemacht.

Sie planschten froh und übten ihre Drehung im Wasser, natürlich liefen dabei regelmäßig die Kanus voll. Sie wechselten ständig zwischen Land,- Kanuentleeren und Wasser,- Drehung üben! Doch mittendrinn Dauerton trotz strammer Bremse, die Kanuten guckten etwas verdutzt als ich schnell auf sie zugelaufen kam. Mitten im Drill es war spürbar ein besserer Fisch entgegnete ich dem Kanulehrer warum sie das genau hier direkt neben meinen Ruten machen müssen, denn der ganze See war leer, logisch in der Woche gegen  7-8 Uhr morgens! Seine Antwort: Der Wind drückt uns an dieses Ufer“! Ich sagte ihm dass man das dann nicht direkt neben Anglern machen müsse sondern etwas Rücksicht nehmen kann! Daraufhin bat ich alle entweder aus dem Wasser zukommen, oder woanders hinzurudern denn sie waren wirklich im Aktionsradius des gedrillten Fisches und natürlich von mir! Daraufhin fuhren sie fort, jedoch nicht wirklich weit sodass ich Angst hatte das der Fisch in die Paddel schwimmt, doch es ist alles gut gegangen und ich konnte einen wirklich schönen größeren Fisch keschern.

Der erste bessere Fisch, die Taktik schlägt an!

An solchen Seen muss man auch mal die Ellenbogen ausfahren und ggf. etwas lauter werden, auch wenn das nicht in meiner Natur liegt! Meine Taktik schein erfolgreich und genau richtig zu sein! Über den Tag fing ich immer wieder Döbel, die Brassen machten sich hier rar, vielleicht waren ihnen die Boilies zu groß und hart! Insgesamt zählte ich bis abends 4 Läufe, was für meine Taktik sprach! Mit zunehmend besser laufendem Spot keimte diese gewisse Vorahnung in mir auf. Es ist oft so, wenn der Spot richtig gut läuft, gibt es noch ein dickes Ende!

Der Sturm nahm langsam richtig Fahrt auf. Letzte Woche sahs ich noch mit Sonnenbrand in der Sonne jetzt mit Pullover und Bodywarmer, verrückt aber egal das ist Fangwetter! Bei dem Wetter kann man mit Bissen rund um die Uhr rechnen! Konzentriertes Angeln, gute Rigs, scharfe Haken brachten mir wirklich nachmittags den nächsten größeren Fisch mit ordentlicher Kampfkraft! Es Stürmte schon ordentlich, sodass ich die Teigbleie entfernen musste, weil ich aufgrund des starken Windes nicht mehr Zielgenau werfen konnte. Daher kamen normale Distanzleads zum Einsatz. Für den nächsten Tag war der Gipfel des Sturms mit Gewitter angesagt! Ich freute mich etwas darauf, denn es ist schon länger her, dass ich bei so einem Sturm fischen war!

Gejagte Osterhasen

Nachdem ich einen weiteren guten Fisch gefangen hatte und es auf den Abend zuging entschloss ich mich die Ruten neu zu beködern.

Der nächste bessere Fisch

Ich sahs im Zelt, die Ruten lehnten vor dem Zelteingang, als mir im Augenwinkel zwei Typen auffielen, die relativ zügig in Richtung Naturschutzgebiet gingen. Ich sah wie der eine Typ eine halbproffesionelle Zwille hatte und auf einen Hasen schoss! Er bemerkte mich erst nach dem Schuss holte sein Geschoss oder Beute ( ich konnte es nicht sehen) und beide suchten sofort das Weite! Ich prägte mir die beiden Personen ein und rief umgehend die Polizei. Man muss an öffentlichen Seen mit vielem rechnen und auch durchgehen lassen weil man als Angler einfach angreifbar ist, das jedoch ging einfach zuzweit! Zwei Stunden später rief die Polizei an und wollte wissen ab die Personen noch da seien….. 😀 😀 😀 Das hatte sich dann erledigt! Einige Zeit später gegen Abends wurde es verdächtig ruhig, die Ruhe vor dem großen Sturm, ich nutzte die Gunst der Stunde und machte die Ruten neu! Kurz danach war es soweit. Ich sahs auf der Wetterseite und der Sturm hatte genug Freiraum auf dem See um richtig fahrt aufzunehmen, man hat das gestürmt und geschüttet wie aus Eimern! Während dem Strum dachte ich das was jeder denkt:„ Hoffentlich fällt mir kein abgebrochener Ast auf das Zelt“ und :„Was machst du wenn was läuft“? Diese Frage stellte ich während dem Strum bei FB und Instagram.

Und wirklich keine 5 min später raste die Rute los, ich nahm den Fisch an! Er nahm unaufhaltsam Schnur, die Bremse kreischte ich konnte ihn nicht stoppen! Das sauerstoffreiche Wasser hatte seine Kräfte mobilisiert, zudem wusste er um sein Gewicht! Plötzlich merkte ich ein reiben an der Schnur, ich vermutet, dass er in ein Seil mit Bojen geschwommen ist welches im Flachwassergebiet als Abtrennung diente, kurz danach sahs er fest! Scheiße… Ich überlegte die Wathose zu holen, doch ich merkte an ganz leichtem Zug an der Schnur, dass er weiter schwimmen wollte. Also Bremse lösen Wathose holen war keine Option! Nun stand ich da, was tun? Ich vermutete, dass die Schnur jeden Augenblick durchpitschte aufgrund der Bewegung des Fisches, doch aufeinmal war er frei und ich konnte ganz normal weiter drillen! Ich vermutete, dass die Schnur Beschädigungen hatte daher drillte ich etwas vorsichtiger. Ich erwartete zu jeder Zeit eine weitere krasse Flucht des Fisches, doch bis vor meine Füße Fehlanzeige, er hatte sich mit der ersten Flucht erstmal komplett verausgabt, das war mein Glück, denn ich konnte ihn aus dem Gefahrenbereich rausdrillen! Vor meinen Füßen schwamm der Fisch extrem tief sodass die Schlagschnur leicht über die Kante schrabbte. Da der Sturm noch immer tobte war ich mittlerweile nass bis auf die Knochen! Also zog ich meine Schuhe und Socken aus und ging dem Fisch mit Kescher entgegen und konnte ihn im zweiten Anlauf in den Kescher buxieren. Der Blick in den Kescher ließ mich ausflippen, ich hatte ihn gefangen das letzte Puzzelteilchen von den restlichen Fischen die nicht den „Hapunierern“ zum Opfer gefallen waren, lag vor mir im Kescher. „Jack“, wie in mein Kumpel und Erstfänger Hendrik einst nannte!

Seine markante Stelle an der Schwanzflosse verriet ihn. Die Schwanzflosse brach irgendwann mal und ist seitlich an die Schwanzflosse angewachsen, so sieht es jedenfalls aus! Unglaublich, selbst jetzt paar Tage nach dem Fang während ich das hier schreibe ist es irgendwie unreal! Rafael Bringmann kam und wir machten erstmal ein paar Bilder. Danke dir dafür Rafa!

Der Sturm nahm ab und ich fror mir nachts den Arsch ab, weil ich nichts mehr an Kleidung außer einer kurzen Hose und  eines T-Shirts hatte! Die kommende Nacht hatte ich nochmals 4 Läufe mit Fischen bis 10kg. Ich sag es euch Wind, Kälte und fast keine Kleider an, ekelhaft so zu drillen! Die letzte Nacht nach dem Sturm brachte leider keinen Biss mehr, aber angesichts dieses geilen Fisches musste auch nichts mehr kommen.

Jack in seiner vollen Größe mit über 25 Kg! Tolles Tier!

Meine Stellenwahl und Taktik war trotz der relativ aussichtslosen Situation genau richtig! Übrigens haben die Fische teilweise schon ordentlich Laichausschlag. Ich denke, dass wenn es schnell warm wird sie direkt in die Laich gehen. Ich wünsche euch noch eine tolle Saison mit geilen Erlebnissen und natürlich dicken Fischen. TL Christoph Mühl

Top