Von Lockdown, Ausgangssperre und Karpfenfischen

Der Mai ist für mich, neben dem Herbst, eine der interessantesten Zeiten am Wasser.
Die Fische erwachen an den großen Gewässern aus der Winterruhe, reagieren in der Regel gut auf Wettereinflüsse sowie kleine Futtermengen und ziehen in die flacheren Gewässerbereiche, in das sich schneller erwärmende Wasser. Genau diesen Monat wollte ich mit einem guten Kollegen nutzen, um den Süden Frankreichs an einem der großen Stauseen unsicher zu machen, einige Fische auf die Haben Seite zu holen und eine entspannte Zeit zu verbringen. Doch wie so viele Dinge dieses Jahr sollte dieser Plan nicht aufgehen. Der Lockdown war im Gange und Ausgangssperren für die Nacht zerschlugen unsere Pläne. Wir mussten also umdisponieren und auf die heimischen großen Gewässer zurückgreifen.

Wir fuhren also für die ersten fünf Nächte an einen mittelgroßen Fluss mit einem spärlichen Bestand. Dort angekommen wurden die Boote zu Wasser gelassen und die Benziner angeschmissen, die Zeit für Location verging wie im Fluge und der erste Sonnenbrand war am Abend auf unserer Seite. Die Ruten lagen gestaffelt mit je einer Hand 18er und 24er Murmeln in der Rinne und die Zelte standen am Hang.
Pünktlich mit der Dämmerung begann der Regen und die Bäche flossen durch die Zelte, die Schlammschlacht begann. Gegen 1 Uhr nachts schrie der Rx+ meines Freundes und die Rute ging krumm bis in das Handteil. Nach einem kurzen, aber intensiven Drill kamen die ersten Blasen an die Oberfläche und ein Waller von ca. 1,50m kam zum Vorschein, welcher Boilies von allen Plätzen ausspuckte.

Endlich geht es wieder los

Die Nächsten zwei Nächte lassen sich stark abkürzen, zwei Mal moven, völlig durchnässte Klamotten und keine weiteren Fischkontakte, die Laune war mäßig.
Dies änderte sich allerdings am Morgen der dritten Nacht, als der Rx+ erneut Alarm schlug. Dieses Mal ohne Schwanzschläge in der Schnur und ohne Blasen,
endlich Karpfen! Der erste Fisch der Session lag auf der Matte.
Im weiteren Verlauf fingen wir noch einen kleineren Fisch der im Kescher abgehakt wurde, daraufhin packten wir unsere völlig durchnässten, verschlammten Klamotten zusammen, Zeit für ein neues Ufer. Während die Saison an den kleinen Stillgewässern schon in vollem Gange ist und größere Plätze durchaus funktionieren, stelle ich an den großen Baggerseen an die es nun ging, attraktive kleine Fallen an den richtigen Spods.
Wenig Attraktives Futter sowie Hakenköder bringen dort die ersten Fische zum Vorschein.
Gefüttert werden Partikel gemischt mit kleinen 14 Millimeter Boilies, Pop-Ups über einem solchen Platz überzeugen oft auch noch verhalten fressende Fische. Spinner-, Chod-, und Multirigs sind genau die richtige Wahl zur Präsentation der schwimmenden Hookbaits. Um dem ID-Pop Up noch zusätzliche Attraktivität zu verleihen gebe ich gerne auch einen zweiten Shot oder etwas Baitactivator in die Dose. Die IDs saugen sämtliche Attraktoren auf, geben sie langsam unter Wasser frei und verlieren dabei kaum an Schwimmfähigkeit, der Perfekte Köder für die Fallenstellerei.

Es ging Schlag auf Schlag


Für die Angelei an großen Seen um diese Zeit ist Location das A und O, wer nun am falschen Gewässerende sitzt, geht nach nächtelangem fischen blank nach Hause.
Ich orientiere mich in erster Linie an der Gewässertiefe sowie der Windrichtung, die Fische ziehen in die wärmsten und sauerstoffreichsten Gewässerbereiche, um Energie zu tanken und nach Nahrung zu suchen. Auch das junge Kraut fängt an die ersten Nährstoffquellen in Form von Kleinstlebewesen preiszugeben. Wer nun eine solche Stelle entdeckt, kann wahre Sternstunden erleben, während der Rest des Sees leer ausgeht. Wir befischten einen ca. 30 Hektar großen Baggersee und entschieden uns für ein Seestück, auf das der Wind seit Tagen massiv drückte, welches aber wenig Struktur aufwies.
Schon beim Legen der Ruten sichteten wir springenden Fische in dem Areal und so dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Fische den Weg in unsere Kescher fanden.
Weitere folgten Schlag auf Schlag und die vorangegangenen, verregneten, blank Nächte waren vergessen. Doch auch der produktivste Platz kann durch stärksten Angeldruck zerstört werden. Mit dem Beginn des langen Wochenendes wurden wir regelrecht von anderen Anglern eingekesselt und die Mäuler waren schlagartig wie zugenagelt, es war Zeit an ein neues Gewässer zu moven.

Mit im Gepäck war der neue Holli Liver
Ein Schneemann aus einem Holli und einem iD Pop Up

Es zog uns nun an ein über 60 Hektar großen tiefen Baggersee, welcher bis zu diesem Zeitpunkt des Jahres erst einen einzigen Fisch preisgegeben hatte. Hier ergab sich für uns eine weitere Taktik, denn wenn Fische mit dem Wind ziehen, ist es möglich sie auf ihren Wegen abzupassen, wofür sich am besten steile Kanten der Uferregionen oder der Plateaus eignen. Auch Engstellen eines Gewässers welche passiert werden müssen, sind prädestiniert, um auf einen Abfangkurs zu gehen. Wir suchten die Stelle also nach diesen Kriterien aus und verteilten die Ruten strategisch gefächert über die gesamte Gewässerbreite. Tatsächlich gelang es uns am ersten Morgen den zweiten Fisch des Jahres aus dem Gewässer zu fangen, ein weiterer folgte am Nachmittag.

Die Laune war auf dem Höhepunkt und der letzte Abend klang mit gutem Essen und einem Becher Havanna aus. Alles in allem ein unglaublich gelungener Urlaub in der Heimat.

Lieben Gruß Peter

Top