Die Hölle auf Erden Teil: 2

Ja, was soll ich sagen? Die Trauergeschichte hatte auch irgendwann sein Ende gefunden. Irgendwann ist einfach gesagt, es dauerte einige Monate. Diese Monate brachten mich aber persönlich und beim Karpfenanglen ein ganzes Stück nach vorne. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht mit einem geduldigen oder ruhigem Gemüt gesegnet wurde. Oft konnte ich es einfach nicht akzeptieren, es musste immer einen Grund für alles geben. Den Grund für alles gibt es leider nicht, wird es auch irgendwann nicht geben. Sachen passieren und diese müssen wir hinnehmen oder uns den Kopf um ungelegte Eier machen. Es liegt nicht immer an uns, dass irgendwas nicht funktioniert.

Irgendwann begriff ich dieses ganze Durcheinander in meinem Kopf und schaute mir das ganze aus einer objektiveren Perspektive an. Schon lustig, wenn man sich mal alles rational durch den Kopf gehen lässt. Wir denken jeden Tag an das Karpfenanglen, planen alles bis ins kleinste Detail und versuchen jede erdenklich Möglichkeit des „Versagens“ auszuschließen. Ich schaue mir gerne alles mit der Taucherbrille an, aber ganz ehrlich, auch das ist eine Art von unnötigem Druck. Ich werde das trotzdem beibehalten, weil ich es einfach äußerst spannend und erfolgreich finde, aber das ganze „ich gucke mir das mal von unten an“, ist nicht so einfach gemacht wie gesagt. Sobald man das ganze von unten sieht denkt man sich die ganze Zeit nur „Oh Gott, da ist ein Krautfitzel und ein Stück weiter ein Stöckchen“. Ich kann mich noch daran erinnern wie ich eine Rute mit der Taucherbrille in ein Handflächen großes Loch legte und mich wie ein hydraulisches Unterwasserboot mit den kleinsten Bewegung langsam an die Oberfläche hab treiben lassen, damit bloß kein Kraut oder Sonstiges an den Haken kommt.

Ein Rotauge wird das dann ein paar Minuten später bestimmt für mich erledigt haben, aber es lässt einem keine Ruhe. Wenn man dann einmal damit Erfolg hatte, wird man süchtig oder besser gesagt, gibt sich mit der normalen Methode nicht mehr zufrieden. Muss man sich auch mal vorstellen – man legt mit der Brille ab und fängt, danach soll man dann einfach mit dem Boot ablegen? Keine Chance, Kopfsache!

Und genau das sind die Dinge die mich schier verrückt gemacht haben. Die ganze Zeit Achterbahn im Kopf. Irgendwann gab es den einen Tag, von jetzt auf gleich und ich änderte das.

Wir fanden eine interessante Stelle und machten ein paar Testwürfe. Der Wind stand perfekt und die Nase sagte uns, dass wir genau hier ansetzen werden. Ein paar Tage flogen wieder einige Kilo Knicker in den See – wild mit dem Wurfrohr verteilt. Ein einfaches Rig, einen Stick und ab in den See damit. Die Ruten lagen und schon war der Kopf ausgeschaltet. Worüber auch noch nachdenken? Genau das war die richtige Entscheidung. Wenig später fingen wir zwei wahnsinnig geniale Fische aus einem großen Baggersee. Zurück im Spiel fühlte ich mich großartig, einfach lebendig. Es war diesmal anders, es verblasste nicht so schnell. Sonst hatte ich einen großen Fisch und eine Stunde später schon wieder auf „Normalmodus“ geschaltet.

Der eine Fisch hat mir das Jahr dann doch noch ein bisschen süßer gemacht. Ich glaube nicht an Gott, Schicksal oder eine Gebung, aber ein Zufall war das bestimmt auch nicht. Ich fühlte mich dadurch in meiner neuen Ansichtsweise bestätigt. Ich bin mal gespannt, wenn es danach geht, dann sollte das nächste Jahr doch anders laufen, oder?

Cheerio Marvin

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